Tag 17

Datum: Donnerstag, 07. Mai 2015
Strecke:  von Sahagun nach Reliegos
Distanz: 31 km
Gehzeit: 07:30 bis 16:45Uhr  ca. 9,25 Std.
Wetter: richtig sonnig und warm, herrlich
Allgemein: schöne ebene Etappe, nur zum Schluss etwas anstrengend


Nachdem ich richtig gut geschlafen hatte, stand ich um 6:45 Uhr auf, kurz ins Bad, packte meine Sachen, lies mein schönes Zimmer hinter mir und traf mich mit Frank und Romy, wie vereinbart, um 7:30 Uhr am Hoteleingang. Auch sie hatten gut geschlafen und so machten wir uns gut gelaunt auf den Weg.Noch einmal überquerten wir die Plaza, auf der wir es uns gestern so gut gehen liesen. Jetzt lag sie wie aus gestorben vor uns. Gestern Abend nach dem Fußballspiel, also so gegen 22:45 Uhr war hier was los. Alle Bars gefüllt, Kinder spielten Ball und Musik aus allen Ecken. Ja, das Leben tickt hier in Spanien etwas anders als zu Hause in Deutschland.
Herrliche Allee
Bald verliesen wir Sahagun, die Sonne war auf gegangen und durch wunder schöne Alleen zogen wir, entlang der wenig befahrenen Strasse, von dannen.
Leckeres Frühstück
Nach ca. 2Std. erreichten wir Bercianos del Real Camino, wo wir frühstückten. Es war herrlich in der Sonne zu sitzen, einen Cafe con Leche, einen O-Saft und ein Bocadillo zu verdrücken. Am Nebentisch nahmen zwei Mädels und mein junger Kamerad von gestern Platz. Und dann kam er: Der Bachelor! Ein Typ, der sich immer an die Mädels und Frauen ran machte. Hier ein kleiner Small Talk, dann das T-Shirt gewechselt, Füsse massieren, usw. Ein unangenehmer Typ, der allgemein bekannt war, und alle dachten das Gleiche über ihn. Von nun an, sah man ihn immer wieder, immer in wechselnder weiblicher Begleitung. Mit der Zeit war er nicht mehr unangenehm, sondern es wurde immer sehr viel gelacht, wenn er auftauchte. 
Wir gingen weiter und der Weg blieb schön. Die Sonne schien vom blauen Himmel und wir kamen gut voran. Weit konnte man über das flache Land schauen und die Landschaft genießen. Bis jetzt war das heute so richtiges Relax Pilgern! So kamen wir gut gelaunt so gegen 12:00 Uhr in El Burgo Ranero an. Dort machten wir Mittag in der Cafeteria EL CAMINO. Die Mädels und der Junge waren ebenso da, wie auch Jesse. Wir tranken etwas und als sich eine Österreicherin ( später sollte ich sie noch besser und näher kennen lernen: Jacinta!) einen Salat bestellte, bekam ich auch Hunger. Jedoch dauerte der Salat etwas lange und Frank und Romy zogen ohne mich los. So unterhielt ich mich mit Jacinta etwas, genoß den frischen Salat, und wollte dann zahlen. Ich ging in die Bar, wedelte mit dem Geld, aber die Besitzerin winkte ab. No, no, sie wolle ihren Mann holen. Ups! Hab ich was falsch gemacht? Die zwei kamen zurück, wollten wissen aus welchem Land ich kam und als ich sagte, aus Germany, ging er davon und plötzlich lief das Lied von Xavier Naidoo "Dieser Weg" . Ich war ganz gerührt! Jetzt verstand ich auch, was die Frau mir die ganze Zeit sagen wollte: Jedem Pilger, der herein kommt, wird ein Lied aus seiner Heimat vorgespielt. Das würde ihr Mann immer so machen. Ach, es war herrlich. Ich zahlte und nach einer herzlichen Umarmung trat ich gut gelaunt und
innerlich gestärkt vor die Türe und setzte meinen Weg fort. Wieder mal ein so schönes Erlebnis auf dem Camino, dass ich nicht vergessen kann! Und auch nicht will!
Geschafft, aber glücklich!

Auf dem Kirchturm sah ich bestimmt sieben, acht Störche, die es sich dort gemütlich gemacht hatten. Ach, es war ein herrliches Fleckchen hier, aber doch noch zu bald, um die Tagesetappe hier schon zu beenden. Also machte ich mich auf den Weg, um Frank und Romy ein zu holen. So alleine hatte ich mal wieder die Chance über vieles nach zu denken und die Zeit verging im Flug. Dann in einem kleinen Wäldchen im Schatten sah ich die Zwei auf einer Bank eine Pause machen. Sofort winkten sie mir zu und bald zogen wir wieder zu dritt weiter. War der Tag und das Laufen bis jetzt wirklich toll, begann es sich nun doch ganz schön zu ziehen. Immer wieder dachten wir, wir wären bald in Reliegos, aber es ging immer noch weiter. Uns lief der Schweiß herunter. Und dann ging es plötzlich auch noch etwas den Berg hoch. Also jetzt reicht es dann. Und als wir den kurzen Anstieg geschafft hatten, lag endlich Reliegos vor uns. Die erste Herberge sah uns etwas zu "alternativ" aus, aber kurz danach sahen wir die
Kellergebäude in Reliegoss
Albergue Gil und da gefiel es uns viel besser. Zum Glück war noch etwas frei. Was hies, noch etwas! Es war alles frei! So konnten sich Frank und Romy in ein Doppelzimmer zurück ziehen und ich lag allein in einem sechs Bett Zimmer. Wir waren ganz schön geschafft, aber nach einem Bierchen und einem kleinen Imbiss  sah die Welt schon wieder besser aus. Wir machten uns frisch, lagen eine Weile ab, und verbrachten dann einen sehr schönen Abend mit einander. Gegen 21:30 Uhr gingen wir zu Bett. Bei mir hatte sich noch ein Mexikaner (Isaak) einquartiert, mit dem ich noch über Fußball und den Camino philosophierte. Wieder ging ein weiterer schöner Tag zu Ende!


Fazit: Es wird immer schöner, das Wetter paßt, sehr nette Gespräche. Und man wird immer wieder überrascht, so wie ich in der Cafeteria EL CAMINO in El Burgo Ranero

Tipp: Einkehr in die Cafertia in El Burgo Ranero um ein Lied in seiner Heimatsprache zu hören.
Albergue Gil in Religios, sehr sauber, 10€ Übernachtung, sehr leckeres Essen im Restaurant.


3 Kommentare:

  1. Oh...und wo sind die restlichen Tage? :-(
    Es hat mir so viel Spaß gemacht, hier zu lesen. Schade.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Steffi, schön, dass du Spaß hattest beim Lesen. Ich verspreche dir, ich schreibe demnächst die restlichen Tagesberichte. Dann kannst du weiterlesen. Aber du weißt ja: Man muß in der richtigen Stimmung sein, um so was zu schreiben. Und ja, ich gebe es zu: Manchmal ist es etwas lästig. Aber wenn man so ein nettes Feedback bekommt macht man doch wieder weiter. Schau doch bitte immer wieder rein, dann kannst du bestimmt den Rest auch noch lesen.
      Viele grüße von Wolfgang

      Löschen
  2. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

    AntwortenLöschen

Besucherzaehler