Tag 20

Datum: Sonntag, 10. Mai 2015
Strecke:  von Villavante nach Astorga
Distanz: 22 km
Gehzeit: 07:15 bis 12:00 Uhr
Wetter: sonnig, sehr heiß
Allgemein: Unspektakulärer Wegabschnitt, Astorga sehr schön

Nach einer ruhigen Nacht, standen die ersten Pilger so gegen 5:30 Uhr auf. Ich drehte mich noch einmal in meinem Bett herum, döste noch etwas vor mich hin, um dann gegen 6:45 Uhr auf zu stehen. So um 7:15 Uhr verabschiedete ich mich von den Herbergsleuten und zog weiter meines Weges. Nach 5km frühstückte ich am Ortseingang von Hospital de Orbigo in einem Cafe. Und wer saß da schon drin? Meine beiden Mainzer Lore und Bernd! Sie warteten auf den Rest ihrer Truppe, die auch bald darauf eintrafen. Nach einen Cafe con Leche, einem Croissant und Eiern mit Speck zog ich dann aber alleine weiter. Heute hatte ich es eilig. Ich wollte schnell in Astorga sein, um noch den Gaudi Palast und die Kathetrale zu besichtigen. Sonntags haben die nämlich nur von 10:00 Uhr bis 14:00 Uhr geöffnet. Das glaubte mir zwar keiner der anderen Pilger, aber die zwei Sachen wollte ich auf alle Fälle besichtigen und so gab ich lieber kräftig Gas.
Hospital de Orbigo hat eine beeindruckende ca 200m lange Brücke, die ein ehemaliges Sumpfgebiet überbrückt. Es handelt sich um eine Brücke aus dem 13. Jh., die damals wie heute als Übergang auf der Pilgerroute nach Santiago de Compostela dient. Der Legende nach kämpfte auf dieser Brücke ein Ritter aus León in einem Duelle gegen alle Ausländer, die sie überqueren wollten, um ein Versprechen der Bruderschaft mit seiner Geliebten Doña Leonor aufzulösen, nach dem er jeden
Donnerstag fasten und einen schweren Eisenring um den Hals tragen sollte. Dazu musste er 300 Lanzen brechen. Er schaffte es zwar nicht, aber die Richter des Wettstreits belohnten Don Suero mit der Befreiung von seinem Halsring. Aus diesem Grund ist die Brücke auch als Ehrenübergang bekannt.
Auch ich überquerte dieses mächtige Bauwerk, mußte mich aber zum Glück keines liebestollen Ritters erwehren und so verlies ich bald das kleine Städtchen. Am Ortsausgang hat man zwei Möglichkeiten nach Astorga zu gelangen. Die offizielle Route, gerade aus, oder die etwas längere Alternative, die ruhiger sein soll und landschaftlich schöner. Da ich, aus oben genannten Gründen, es heute etwas eilig hatte, nahm ich die offizielle Route entlang der Strasse.  Gut, schön war es da wirklich nicht gerade, aber belohnt wurde ich durch herrliche Mohnfelder am Strassenrand. In leuchtendem Rot lagen sie vor mir und so konnte ich diesem Wegstück doch etwas schönes ab gewinnen.
Der Weg war relativ eben, bis auf das letzte Stück vor dem Wegkreuz von Santo Toribio. Dort, nach ca. 12km traf auch der Alternativweg wieder auf die offizielle Route. Und wer kam da herbei gelaufen? Mein Freund Sepp, den ich jetzt schon eine Weile nicht mehr gesehen hatte. Die Freude war groß. Und so konnten wir gemeinsam von hier den ersten Blick auf die Kathetrale von Astorga genießen. Von jetzt an ging es Berg ab und bald
kamen wir an einem Brunnen vorbei, der einen Pilger darstellte. Wenn man an einem Hebel pumpte, floß Wasser aus einem Hahnen ( reativ normal an einem Pumpbrunnen) aber ebenso aus einer Trinkflasche, die die Pilgerstatue sich zum Mund führte. Sah echt gut aus!
Ich lief mit Sepp, der zwei Begleiter dabei hatte, zusammen bis nach San Justo de la Vega. Da die Drei dort einkehrten, verabschiedete ich mich, da ich es ja eilig hatte (siehe oben). Bald darauf erreichte ich den Ortsrand von Astorga, überquerte die Bahntrasse, um dann nach etwas suchen, kurz darauf vor dem herrlichen Gaudi Palast zu stehen. Gegenüber des Palastes ist die Stadtinfo. Dort gab man mir die Adresse eines Nahe gelegenen Hostels. Die Suche erwies sich wieder einmal schwierig, aber ein netter Spanier begleitete mich. Was ich nicht so ganz verstehe ist, dass man die Hostels von außen gar nicht erkennt. Da gibt es kein Schild, nix. Dann muß man läuten, aber auch am Klingelschild erkannte zumindest ich nichts, was auf ein Hostel hindeutete. Mein netter Spanier klärte alles mit einer Putzfrau, und bald darauf hatte ich ein Einzelzimmer für 28€. Nicht gerade billig für einen Pilger, aber was soll´s. Etwas spartanisch ein gerichtet, eher kühl!  Kurz geduscht, und schon gings wieder los Richtig Palast. Gegen 12:30 Uhr war ich dort. Und tatsächlich: Palast und Kathetrale waren nur bis 14:00 Uhr geöffnet. Für 5€ kaufte ich mir eine Kombikarte und kurz darauf stand ich im Gaudi Palast.
Der Bischofspalast ist ein Bauwerk in neugotischen Stil aus Granit aus El Bierzo, um es in die Umgebung einzupassen und die Kathedrale von Astorga nicht in den Schatten zu stellen. Seine Struktur ist ziemlich konventionell, erbaut über einem Grundriss im griechischen Kreuz mit Spitzbögen und Kreuzgewölbe, wie es für die gotische Bauweise typisch ist. Dennoch weist es einige Züge auf, die die Originalität Gaudís darstellen, wie die Bögen am Eingangsportikus, die wie Minarette verlängerten Schornsteine, der Graben, durch den das Untergeschoss beleuchtet wird. Wirklich, sehr beeindruckend!
Nachdem ich den Palast im Eiltempo durchschritten hatte, ging es weiter zur Kathetrale. Zuerst besuchte ich das Kathetralen Museum ( muß man
gesehen haben oder auch nicht), um dann anschließend die Kathetrale zu besichtigen. Ein rießiges, imposantes Gebäude. Wirklich schön! Also, die Kathetrale hat mir viel besser gefallen, als das Museum. Aber ich war froh, dies alles überhaupt gesehen zu haben, denn um Punkt 14:00 Uhr kam die Aufforderung das Gebäude zu verlassen. So stand ich kurz nach Zwei glücklich vor den Toren der Kathetrale, als Sepp mit seinen Begleitern vorbei kam. Sie wollten jedoch noch weiter und so verabschiedeten wir uns wieder. Frank und Romy hatten sich auch bei mir gemeldet und mit geteilt, dass sie auch in Astorga bleiben würden. Jedoch würden sie später kommen, da Frank einen geschwollenen Knöchel hatte. Ich sagte ihnen, dass ich vor dem Gaudipalast auf sie warten würde. Ich kaufte mir mal wieder ein Boccadillo und etwas zu trinken und nahm vor dem Palast Platz. Ich traf einen Japaner wieder, den ich auch schon ein paar Mal unterwegs gesehn hatte, aber auch er zog noch weiter. So setzte ich mich bald zu zwei Kanadiern, Barry und Shavon (oder so ähnlich). Mit ihnen leerte ich das ein oder andere Bierchen und gegen 16:45 Uhr kamen Frank und Romy an. Frank ging es wirklich nicht gut und Romy hatte auch noch eine lockere
Zahnkrone. Dem Restaurant, in dem ich saß, war ein Hotel angegliedert und sie hatten das Glück, dort noch ein Zimmer zu bekommen. Gegen 18:00 Uhr und bei mir einigen Bierchen mehr, kamen sie etwas erholt wieder zu mir auf den Vorplatz. Von dort liefen wir zur Plazza vor dem Rathaus, trafen unterwegs noch Peter und Andrea und machten es uns dort gemütlich. Hier gönnten wir uns ein tolles Abendessen, und gegen 21:00 Uhr nahmen wir vor dem Gaudipalast noch einen Absacker. Frank und Romy mußten einen Tag Pause einlegen, er zum Fuß schonen und Romy mußte zum Zahnarzt. So gegen 22:00 Uhr endete dieser sehr schöne Tag.

Fazit: wenn man Zeit hat, sollte man den Alternativweg gehen, soll schöner sein, sagte man mir.

Tipp: Der Ausblick auf Astorga vom Wegkreuz Santo Toribio, einfach herrlich! Gaudipalast und Kathetrale unbedingt besichtigen, das Rathaus ist auch sehr schön.

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