Tag 5


Datum: Samstag, 25.April 2015
Strecke:  von Puente la Reina nach Estella
Distanz: 27 km
Gehzeit: 07:55 bis 14:45 Uhr   ca. 6,75 Std.
Wetter: morgens etwas sonnig, mittags bewölkt, später wieder sonnig
Allgemein: relativ einfache Etappe, da wenig Anstiege, fast eben


Um 6:30 Uhr war ich wach, nachdem ich etwas Ruhe bekommen hatte und Ricardo mal nicht schnarchte. Gegen 6:45 Uhr standen wir auf, frühstückten kurz eine Kleinigkeit, packten unsere Sachen und so kurz vor 8:00 Uhr machten sich Sepp und ich auf den Weg. Da unsere Herberge ganz am Anfang von Puente la Reina lag, durften wir jetzt am frühen Morgen die Stadt durchqueren. Es war schön durch die fast menschenleeren Gassen des Örtchens zu ziehen und bald kamen wir auch zu einer Kirche, die schon geöffnet hatte. Nach einer kurzen Besichtigung ging es weiter und bald darauf waren wir am Ortsausgang mit der berühmten Brücke, von der Puente de Reina ihren Namen hat. Die Königin von Navarra lies die Brücke im 11. Jahrhundert erbauen, um den Pilgern die Fluss Überquerung des Arga zu erleichtern (dafür recht herzlichen Dank). Puente la Reina ist auch deshalb berühmt, weil sich hier, bzw. wenige Km entfernt, in Obanos oder Eunate, die beiden nordspanischen Jakobswege zum Camino Frances vereinigen.
Die Brücke lag herrlich da, im ersten Sonnenlicht. Und so durchschritten wir das Stadttor, um über die Brücke Puente la Reina zu verlassen. Kurz hinter der Brücke meinte mein Begleiter, er müsse wieder einmal lange Gespräche mit Pilgerinnen führen und so zog ich alleine weiter. Rasch lies ich die Vororte hinter mir und ein wuderschöner Weg lag vor mir. Und dann, tatsächlich: ich sah die erste Palme! Ok, nicht in der Natur, sondern in einem Vorgarten, aber immer hin. Da hatte ich wohl etwas falsche Vorstellungen. Ich dachte, hier in Spanien gibt es überall Palmen, Zitronen und Orangenbäume, aber das war ein Irrtum. In Spaniens Norden ist es nicht so mediteran, wie ich gedacht hatte. Doch auch diese Landschaft hat seine Reize und kurz danach schritt ich durch eine wunderschöne Wiesengegend mit Natursteinmauern zur rechten und herrlichen Blumen zur linken. Gegen 9:30 Uhr machte ich beim Supermarkt in Maneru eine kurze Pause und nahm mein zweites Frühstück ein. Garry aus Australien war auch da. Er erzählte mir, dass er sein Handy vergessen oder verloren hatte. So was ist natürlich sehr ärgerlich, aber was soll man machen. Kurz darauf kam eine Pilgerin am Supermarkt an, kam auf Garry zu und streckte ihm sein Handy entgegen. Er hatte es tatsächlich in seiner Herberge vergessen und da man ja weiß, in welche Richtung alle Pilger gehen, hatte sie es mit genommen, in der Hoffnung, ihn wieder zu treffen. Die Freude bei Garry war natürlich groß und er bedankte sich überschwenglich. Ja, so ist es eben auf dem Jakobsweg. Man hilft sich, man achtet auf einander und man ist für einander da. So war es auf dem ganzen Weg. Und das war schön!
Sepp war in der Zwischenzeit auch angekommen, aber als sich das Spiel mit den Gesprächen wiederholte, lies ich ihn stehen und ging alleine meines Weges. Wir würden uns schon wieder sehen. Und wenn nicht, dann sollte es halt nicht mehr sein! 
Der Weg ging jetzt ein Stück an der Autobahn entlang, dann an einer Landstrasse, bevor er endlich wieder über eine kleine Brücke in die Natur führte. An einer Bodega in Lorco trank ich zwei Colas und füllte meine Wasserflaschen auf. Dann ging es weiter Richtung Villatuerta. Mit einem Brasilianer lief ich ein Stück und wir unterhielten uns gut. Wir kamen zusammen in Estella an, aber hier trennten sich unsere Wege. Die Unterkunft Suche gestaltete sich hier etwas schwierig. Heute war ich das erste Mal auf mich allein gestellt und gleich hatte ich Probleme, eine Unterkunft zu finden. Na klasse. Also, ab in die Stadtinfo. Dort bekam ich Infos zu Hotels und Hostels. Auch gut, man kann sich ja mal gönnen. Die Preise für die Hotels waren ganz schön heftig, also Hostel. Aber irgend wie sahen die beiden, die preislich in Ordnung waren, etwas herunter gekommen aus. So studierte ich meinen Führer und sah als letzte Möglichkeit das Sportzentrum in Estella/Ayegui. Sollte dies auch nicht sein, müsste ich wohl noch weiter gehen. Auf der Plaza in Estella traf ich Bertam, Thomas und Theresia. Sie freuten sich mich zu sehen und so setzte ich mich kurz zu ihnen. Die drei wollten noch weiter, aber eigentlich hatte ich genug. Es war zwar erst 14:00 Uhr, doch ich konnte etwas Erholung gebrauchen. So machte ich mich etwas später auf den Weg Richtung Sportzentrum und bekam dort auch gleich ein freies Bett in einem Schlafsaal mit ca. 20 Betten. Mir wurde alles gezeigt und als ich in dem Raum sah, dass bis jetzt nur 4 Betten belegt waren war ich angenehm überrascht. Raus aus den Klamotten, duschen. Herrlich! Anschließend Wäsche waschen. Waschmaschine und Trockner waren vorhanden. Ich kam mit einem Pfälzer ins Gespräch und kurz darauf saßen wir gemütlich im Restaurant des Sportheims bei einem schönen Bierchen. Sepp hatte mich in der Zwischenzeit angerufen und gefragt, wo ich unter gekommen bin und keine halbe Stunde später, war er da. 
Also, diese Herberge kann man auf alle Fälle empfehlen. Sauber, großzügiger Schlafraum, sehr gute sanitäre Anlagen, Waschmaschine, Trockner und ein Restaurant dabei. Unser Barfußgeher Armin kam auch noch vorbei und so wurde es ein sehr gemütlicher Abend, an dem wir sogar noch bei einem Hallenturnier zu schauen konnten. Von den Spaniern erfuhren wir, dass Ayegui der Heimatverein von Jose Martinez vom FC Bayern München ist.
Als wir gegen 22:00 Uhr in unseren Schlafsaal kamen, waren doch noch 4 Franzosen gekommen und: Ricardo aus Brasilien, der Schnarcher. Mir schwante schon Böses, aber in dieser Nacht hielt er sich zurück, oder ich bekam wegen dem ein oder andern Bierchen nichts mehr mit!

Fazit: nicht übermäßig schwere Tour, mein Rucksack sitzt, keine Schmerzen mehr, so langsam wird´s gemütlich
Tipp: sehr zum Empfehlen ist die Unterbringung im Sportzentrum in Estella/Ayegui

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