Tag 4


Datum: Freitag, 24.April 2015
Strecke:  von Pamplona nach Puente la Reina
Distanz: 33 km
Gehzeit: 07:45 bis 16:15 Uhr   ca. 8,5 Std.
Wetter: morgens sonnig, mittags bewölkt
Allgemein: nicht schwierig, aber schon anstrengend, da lange Tour


Um 7:45 Uhr starteten wir bei sonnigen Wetter unsere heutige Tour.  Vorbei an der prächtigen Burganlage von Pamplona liefen wir durch die ganze Innenstadt und es dauerte doch recht lange bis wir den Ortsausgang erreicht hatten.
Dort holten wir uns noch in einem Tienda (kleiner Supermarkt) etwas zum frühstücken. Der Laden war wirklich sehr klein und dadurch auch sehr beengt, was man deutlich bemerkte, wenn die Pilger sich mit ihren Rucksäcken und Stöcken durch die zwei Gänge quetschten. Ok, ich war auch so, aber das sollte das letzte Mal sein. Ich verlies den Laden nochmal kurz, legte meinen Rucksack ab, stellte meinen Pilgerstab daneben und betrat wieder den Laden. Natürlich hat man ein komisches Gefühl, wenn man seine Sachen draußen unbeaufsichtigt stehen läßt. Aber es waren ja fast überall Pilger und mit der Zeit kannte man sich auch ein wenig. Und mein Pilgerstab war auch schon sehr bekannt, so dass wenn jemand den genommen hätte, bestimmt jemand sich bemerkbar gemacht hätte. Auch war es mir ab dem heutigen Tag relativ egal, ob an meinem Rucksack mein GPS Gerät dran hing oder meine Video Camera am Hüftgurt baumelte. Wenn etwas weg gewesen wäre, hätte es mich bestimmt geärgert, aber die Welt wäre deshalb nicht unter gegangen. Und mit dieser Einstellung hielt ich es bis ans Ende meiner Reise. Und zum Glück kam auch nichts weg, weder bei mir, noch bei meinen vielen Bekanntschaften. Hier war es eher um gekehrt, hier wurden einem die Sachen noch nach getragen. Garry hatte einmal sein Handy in einer Herberge liegen gelassen. Dies ist natürlich sehr ärgerlich. Jedoch bei einer Frühstückspause kam eine Pilgerin, die in seiner Herberge übernachtet hatte, auf ihn zu und übergab ihm strahlend sein Handy. Sie hatte es in der Herberge liegen gesehen und mitgenommen. So war das hier halt auf dem Camino. Man war für einander da und passte auch auf einander auf. Und das war toll!
Nachdem wir die Stadt verlassen hatten, bekam Sepp Probleme mit seinen kleinen Zehen. An denen
Ein herrlicher Tag
hatte er seit den Pyrenäen Blasen und sie verhinderten ein schnelles vorwärts kommen. Und Sepp unterhielt sich auch gerne, besonders mit den weiblichen Pilgerinnen. So trennte man sich und jeder ging seinen Schrit, bis wir uns oben am Puerto dél Perdón wieder trafen. Bis dahin war es zuerst ein relativ flacher Weg durch goldgelbe Rappsfelder, um dann immer mehr an zusteigen und schließlich oben so gegen 11:30 Uhr an zukommen. Am Aufstieg war es recht steil und sehr heiß. Auf dem Puerto dél Perdón ist ein großes Pilgerdenkmal aus Metall und 40 Windräder, die eigentlich die schöne Landschaft verschandeln. Man hat einen tollen Ausblick, zurück bis in die Pyrenäen und nach vorne in die Navarra. Sepp war auch angekommen und so vesperten wir gemütlich, machten Bilder und erholten uns schnell von den Strapazen des Aufstiegs. Auch Glenn war schon oben, wir begrüßen uns kurz, es war aber etwas komisch, man kam nicht mehr so richtig ins Gespräch und es sollte das letzte Mal sein, dass ich ihn sah. Ob er wohl in Santiago angekommen ist?
Auf dem Puerto del Perdon
Auch bei dem sehr steilen Abstieg mußte Sepp langsam tun, da gerade beim herunter laufen, die kleinen Zehen extrem an den Schuhe rieben, aber diesmal blieben wir zusammen. Über einen wirklich nicht sehr schönen, steinigen Weg, stiegen wir wieder ins Tal hinab. Unten angekommen entschieden wir uns für einen ca.3,2 km langen Umweg zu der alten Templerkirche Santa Eunate. Dieser Weg zog sich jedoch und wir waren uns nachher beide sicher, das es bestimmt über 5 km waren, aber was soll´s. Auf halber Strecke machten wir an einen langestreckten Kirchen ähnlichem Gebäude nochmal Pause und aßen unser Obst. Plötzlich kam ein jüngerer Pilger barfussig vorbei. Wir grüßten ihn, aber unser Gruß wurde nicht erwidert. Kurz darauf kam er wieder bei uns vorbei, Diesmal grüßten wir ihn auch nicht, wunderten uns jedoch. Erst beim drittenmal grüßte der Pilger uns, aber da
beliesen wir es bei einem Kopfnicken. Wir brachen auch wieder auf und bald darauf überholten wir diesen seltsamen Vogel. Als wir dann kurz vor der Kirche waren, hörten wir ein Lachen hinter uns. Auch wir lachten, denn dieser seltsame Vogel hatte die Kirchen verwechselt. Es heißt nämlich: Gehen sie zwei-, dreimal genussvoll schweigend barfuß um die Kirche Santa Eunate herum. Man sagt, mann könne dann die spirituelle, mysteriöse Kraft besser spüren, die diesen magischen Ort umgibt. Na ja, irren ist menschlich!
Die Kirche war wirklich sehr schön, aber ich habe nichts mystisches gespürt und ob ich heute nochmal den Umweg machen würde, weiß ich nicht. Aber unserem Barfußgehr, wie wir ihn nannten (Armin hies er in Wirkichkeit) dem hat´s gefallen!
So pilgerten wir weiter nach Obanos und nachdem wir dort keine Herberge gefunden hatten, ging es nochmals gute 3 km weiter nach Puente la Reina. Dort kamen wir zum Glück gleich in der ersten Herberge Jakue unter. Nachdem wir geduscht hatten, gönnten wir uns im schönen Garten 2 Bierchen und gegen 19:00 Uhr aßen wir mit Anton aus Freiburg zu Abend (gem. Salat, Hühnchenschlegel, Nachtisch). Es wurde noch etwas Wein getrunken, aber all zu lange ging der Abend nicht, wir waren doch etwas fertig und so gingen wir bald zu Bett. Nachdem wir unsere Tagebücher geschrieben hatten schliefen wir schnell ein. Jedoch machte ich in dieser Nacht die Bekanntschaft mit Ricardo aus Brasilien, einem begnadeten Schnarcher. Also viel hab ich nicht geschlafen und ich war froh als die Nacht vorbei war.

Fazit: lange anstrengende Tour mit großem Hohenunterschied, aber die ersten 100 km sind geschafft!
Tipp: Ob man unbedingt über Santa Eunate gehen sollte, muss jeder selbst entscheiden. Auf dem Camino sagte ich, ich würde es nicht mehr machen, aber heute bin ich froh, dass ich dieses Kleinod auch gesehen habe.


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