Tag 11


Datum: Freitag, 01. Mai 2015
Strecke:  von Villafranca Montes de Oca nach Cardenuela Riopico
Distanz: 25 km
Gehzeit: 07:20 bis 13:30 Uhr  ca. 6,25 Std.
Wetter: erst leichter Regen, dann starker Regen und Wind
Allgemein: Weg nicht besonders schwer, jedoch durch den Regen und Wind auch wieder anstrengend.

Ach, die Nacht war schön! Ich habe wunderbar geschlafen, wurde durch nichts gestört, und stand gut gelaunt so gegen 6:45 Uhr auf. Die Pilgerroutine lehrte einen, am Abend den Rucksack fast fertig zu packen, um so am Morgen schnell Start klar zu sein. So ging ich kurz nach Sieben schon Abmarsch bereit nach unten. Christina hatte mir gestern gesagt, dass morgens noch niemand da sei, aber in der Küche alles sei um zu frühstücken. Ja, ok, ein Kaffe zum aufbrühen, etwas Müsli und Kekse, das war´s! Der Kaffee schmeckte bitter, die Kekse hart. Also nichts wie los! 
Leichter Nieselregen empfing mich, als ich vor die Unterkunft trat. Egal, im Fleece gings los. Vor der Kirche ging der Jakobsweg gleich steil hoch, und bald hatte ich Villafranca hinter mir gelassen. Der
Im Regen und Wind
Regen nahm zu. Am Wegrand stand Mikkel und zog sich seinen Poncho an. Wir grüßten uns kurz, aber bei diesem Wetter hatte keiner Lust zu plaudern. Bei einem Unterstand zog ich den Regenschutz über meinen Rucksack und meine Regenjacke an. Und weiter gings. Der Regen wurde immer stärker. Es half nichts. Auch ich mußte mir den Poncho überwerfen. Leider windete es jetzt auch noch heftig. Wieder Schwierigkeiten den Poncho drüber zu bekommen. Ich ging ein paar Schritte vom Weg in den Wald hinein und dort schaffte ich es dann endlich. So gerüstet ging es weiter. War ich vor Beginn des Jakobsweges sehr skeptisch, was so einen Poncho betraf, muß ich jetzt doch gestehen, dass so ein Teil sehr nützlich ist. Nicht nur dass es den Regen sehr zuverlässig abhält, auch ist es als Windschutz geeignet. Manchmal zog ich den Poncho sogar an, obwohl es nicht regnete, nur gegen die Kälte. Und es war wirklich angenehm darunter.
Der Weg wurde immer matschiger, große Pfützen hatten sich auch schon gebildet. Angenehm war es nicht gerade. Plötzlich waren viele Leute auf dem Weg, ein Auto stand auch da. Und Kameras! Tatsächlich, hier wurde ein Film gedreht. ( wie sich nachher heraus stellte für das niederländische Fernsehen) Ich lief auf das Kamerateam zu. Dabei merkte ich, dass eine Kamera immer auf mich drauf hielt. Ich glaube auch hier, war mein außergewöhnlicher Pilgerstab auf gefallen. Und wer weiß? Vielleicht laufe ich als ein klitschnaßer Pilger mit blauem Regenponcho und einem tollen Pilgerstab durch die holländische Fernsehwelt--- und weiß es gar nicht!
In Ages
Herrliche Landschaften
Nach 2 1/2 Stunden endlich Frühstück in San Juan de Ortega.  Eine kleine Bar, voll mit naßen Pilgern. Ich finde gerade noch einen Platz am Tisch von Frank und Romy, die ich schon vom sehen kenne. Man ist herzlich willkommen, man schimpft über das Wetter, aber das Frühstück und der Kaffee ist lecker. Ja, und dann zieht man auch schon weiter.  Ich gehe hinaus, und Theresia kommt triefend herein. Kurzer Plausch und dann gehts wieder los. Heut will es glaub gar nicht aufhören zu regnen. Nach 1 Stunde ist Ages erreicht. Eine etwas dunkle Kirche lockt mich an, damit ich kurz mal wieder im Trockenen bin. Poncho runter, Rucksack weg. Ach so gehts schon besser. Ich schaue mir die Kirche an, aber es wird mir kalt. So mache ich mich schnell wieder auf den Weg, immer noch im Regen. Der Jakobsweg verläßt die Strasse und auf einer Piste, die zunehmend steiler und steiniger wird, erreicht man nach ca. 2 km ein Holzkreuz. Von dort geht es wieder Bergab und nach ca. 2,5 km erreicht man Villalval. Ein nicht erwähnens würdiger Ort, aber ich brauchte eine kurze Pause. So setzte ich mich unter einem Baum auf eine Bank, zog meine Schuhe aus und gönnte meinem Füßen etwas Erholung. Etwas Obst und etwas zum Trinken brachten mir bald die nötige Energie für den Rest der Etappe. Oh, fast vergessen zu erwähnen: Es hatte auf gehört zu regnen! So lief ich noch ca. 2km bis nach Cardenuela Riopico. Vor dem Ort sah ich ein Herbergsschild in Form eines Omnibusses, das meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Das hörte sich alles gut an und wenn hier noch etwas frei wäre, würde ich dort bleiben. Kurz darauf stand ich vor der Herberge und bekam zum Glück noch ein Bett in
Hinweis auf die Herbere In Riopico
 einem Vierer Zimmer mit 2 Stockbetten. Zu meiner Überraschung waren nur vier andere Pilgerer in der Herberge, und alle in anderen Zimmern. So hatte ich in meinem Zimmer freie Bettenwahl und entschied mich natürlich für ein unterliegendes Bett. Jedes Zimmer hatte seine eigene Toilette und seine eigene Dusche. Ich duschte gemütlich und nach einer langen, heißen Dusche fühlte ich mich sehr viel besser. Ich sortierte meine Klamotten, stellte meine Schuhe auf den Flur, und wer kam zur Türe herein? Theresia. Auch sie hatte für heute genug und wollte nichts als duschen. Die Herbergsmutter zeigte Theresia ihr Zimmer bei den anderen Frauen. Jedoch war unten kein Bett mehr frei. Und Theresia wollte nicht oben schlafen. So bot ich ihr an, dass sie doch bei mir schlafen soll, da ich noch ein freies Bett unten hatte. Zuerst winkte die Herbergsmutter ab, aber wir liesen nicht locker und als ich erwähnte, dass wir zwei zusammen gehörten, willigte sie endlich ein. Theresia war froh, und nach einer Dusche, unterhielten wir uns ausgiebig. Wir verstanden uns gleich großartig und unsere Wege sollten sich noch einige Male kreuzen. 
Nachdem wir unsere Wäsche gewaschen hatten, gab es auch bald Abendessen. Wir waren nur 6 Pilger in der Herberge und so wurde es ein nettes Essen. Zum Nachtisch gab es  sogar Erdbeeren, sehr leckere Erdbeeren. Und anschließend haben wir zusammen gesungen. Das war richtig schön. Die anderen vier Pilger zogen sich bald zurück und so saßen wir zwei bis spät in die Nacht in der Herberge und opferten uns, da viel Rotwein übrig war und wir doch nicht unhöflich sein wollten und
nichts zurück gehen lassen wollten. Die Leute von der Herberge waren auch schon gegangen, nicht ohne uns mit zu teilen, dass morgens niemand da sei, aber mit einen Code könnte man wieder in diesen Raum und dort frühstücken. Ich weiß nicht, lag es am Rotwein oder sonst an etwas, aber wir bekamen in der Nacht die Türe nicht  mehr auf mit diesem Code. So nahmen wir uns das Nötigste zum Frühstücken mit aufs Zimmer, damit wir nicht verhungern mußten. Nach einem wirklich schönen Abend schliefen wir gleich ein. Und-- am nächsten Morgen öffnete sich auch die Türe zum Frühstücksraum mit dem Code. Woran das wohl lag?

Fazit: auch nach einen ganzen Tag Regen findet sich wieder ein trockenes Plätzchen

Tipp: die Albergue Via Minera in Riopico für 8 €. sehr nette Menschen, alles sauber, eigene Dusche in den Zimmern.

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