Tag 24

Datum: Donnerstag, 14. Mai 2015
Strecke:  von Villafranca del Bierzo nach La Faba
Distanz: 25 km
Gehzeit: 07:00 bis 12:45 Uhr
Wetter: bewölkt, frisch, nachmittags sonnig und warm
Allgemein: unspektakulärer Weg, viel Strasse, zum Schluß steil hoch nach La Faba


Um 6.30 Uhr stand ich auf. Ich hatte gut geschlafen und fühlte mich gut. Da ich mich entschieden hatte, heute den Camino Duro ( den steilen Weg ) zu gehen, trennten sich Micha und ich, da er den " normalen " Weg gehen wollte. Ich aß noch ein Stück Kuchen und dann startete ich auch. Ich verlies Villafranca über die Brücke und lief weiter. Ein Blick zurück, die Stadt lag schön im Morgenlicht vor, bzw. hinter mir. Leider war ich zu dem Zeitpunkt schon am Abzweig für den Camino Duro vorbei gegangen, ohne es zu merken. Ich wunderte mich. Ich hatte wirklich nichts gesehen. Später erfuhr ich, dass ich kurz nach der Brücke rechts hoch gehen hätte müssen, aber jetzt war es zu spät. So quälte ich mich jetzt an einer Nationalstrasse entlang, Dies war es, was ich vermeiden wollte. Schon Hape hatte dieses Stück als quälend und damals noch als gefährlich beschrieben. Jetzt trennte wenigstens eine ca. 1m hohe Betonmauer den Gehweg von der Strasse. Von andern Pilger hab ich später erfahren, dass der Duro zwar anstrengend war, aber sehr ruhig und landschaftlich sehr schön gewesen sein soll. 
Ich traf Rocardo, den Schnarcher, wieder. Und mit ihm kam ich nach ca. 1 Stunde nach Pereje. Dort in einem Cafe traf ich wieder Micha und die zwei Südtirolerinnen Irene und Nadja. Sie wunderten sich mich zu sehen. Da mußte ich ihnen halt gestehen, das ich den Abzweig zum Duro verpaßt hatte. Aber was soll`s? Es kommt alles so, wie es kommen soll. So konnten wir zusammen frühstücken und später unseren Weg gemeinsam fortsetzen. Von Ricardo verabschiedeten wir uns kurz und leider sollte ich ihn nicht mehr wieder sehn. Heute hab ich aber immer noch über das Internet mit ihm Kontakt.
Weiter ging es immer an der Strasse entlang. Bald wurden wir den Südtirolerinnen zu schnell und so waren Micha und ich wieder zu zweit unterwegs. Ich muß ehrlich sagen, ich erinnere mich an diese Etappe sehr schlecht. Nur in Erinnerung blieb mir, dass wir unterwegs in Portela einkehrten und uns zusammen ein Bocadillo gönnten. Wir erklärten, dass wir es bitte durch geschnitten auf zwei Tellern haben möchten. Beim bezahlen mußten wir feststellen, dass das schneiden des Bocadillos mit 1 € berechnet wurde. Wir empörten uns etwas, aber es hatte keinen Sinn, wir mußten bezahlen. Dies ist eine, der wenigen unangenehmen Erinnerungen an den Jakobsweg, aber es gibt ja immer und überall etwas was einen stören kann.
Dann ging es immer noch weiter der Strasse entlang, bis man endlich nach Las Herrerias kommt. Dort gönnten wir uns noch etwas zu trinken und zogen es in Betracht, den Rest des Weges mit zwei Pferden, die da standen, zurück zu legen. Aber wir liesen es dann doch lieber sein. Dann kamen wir an der ausgedienten Waschmaschine vorbei, die wohl jder Pilger kennt. Nach einem weiteren Stück an der Strasse, konnten wir dann kurz nach Herrerias endlich die Selbige verlassen. Zunächst noch eben, ging es dann doch recht steil weiter. Wir überholten zwei Frauen. Die Ältere wollte gerade aufgeben. Da hakte ich sie bei mir ein und ich nahm sie einfach ein Stück mit. Sie war zuerst perplex, aber dann mußte sie doch lachen. Ja, man hilft sich eben!
Der Anstieg nach La Faba ist nicht ohne. Auch ich mußte ganz schön pusten. Aber bald darauf hatten wir es geschafft und kamen bei der " Schwäbischen Herberge" in La Faba so gegen 12:45 Uhr an. Es waren schon drei oder vier Pilger da, aber die Herberge war noch verschlossen. Wir stellten unsere Rucksäcke in die Reihe und liesen uns auf dem schönen Vorplatz der Herberge nieder. Ich weiß nicht mehr, wie lange wir warten mußten, bis geöffnet wurd, aber lang war es nicht. Für mich als Schwabe war es eine Selbstverständlichkeit hier zu übernachten. Beim "Einchecken" fragte ich in breitem schwäbisch, ob es hier auch Brezeln geben würde. Und sofort war ich herzlich willkommen. Nur mit dem Brauch, dass wenn man ein schwäbisches Lied oder Gedicht vorträgt,  hier umsonst schlafen kann, hatte ich keinen Erfolg. Aber egal. 
Gut, wenn ich ehrlich bin, muß ich leider sagen, dass die "Schwäbische Herberge" die schlechtesten Betten auf dem ganzen Jakobsweg hatten. Sorry, tut mir leid, aber ich hab mich irgendwie an meine Bundeswehrzeit mit sehr einfachen quietschenden Doppelstockbetten erinnert gefühlt. 
Nachdem wir geduscht hatten, kauften wir uns im einzigen sehr kleinen Laden etwas zu essen und zu trinken. Dann gingen wir wieder zur Herberge. Micha lag etwas ab. Ich trank alleine ein paar Dosen Bier. Schließlich war heut Vatertag. Meinen Kumpels in der Heimat schickte ich ein Bild, wie ich dieses Jahr ohne sie Vatertag feierte. 
In der Zwischenzeit waren auch unsere Südtirolerinnen, ein Teil der alten Deutschen und auch Jesse angekommen. So wurde es ein netter Nachmittag, mit schönen Gesprächen. Besonders mit Irene unterhielt ich mich lange. Es waren sehr private Gespräche und es war richtig schön. 
Plötzlich wurde gefragt, ob wir Interesse an einer Pilgermesse hätten. Unter den Angekommenen war anscheinend auch ein Pfarrer. Natürlich bejaten wir die Frage und am frühen Abend wurde in der zur Herberge gehörigen Kirche ein ganz tolle Pilgermesse abgehalten. Da war er wieder, der Unterschied zum wandern. Man ging in sich. Natürlich macht man das auf dem Weg auch oft genug. Aber in so einer Messe ist das doch etwas anderes!
Anschließend gingen Micha und ich noch in ein Restaurant und aßen zu Abend. Zu uns gesellte sich eine Mutter mit ihrer Tochter. Die Zwei redeten uns etwas zu viel und so machten wir uns bald darauf wieder auf den Weg zur Herberge. Dort liesen wir den Tag bei einem Bierchen auf dem Vorplatz ausklingen. 
Immer öfter kommen jetzt die Gedanken an das Ende des Caminos in mir auf. Zwiespältige Gefühle stellen sich ein. Einerseits die Freude, es vermutlich wirklich zu schaffen, wirklich bald in Santiago anzukommen. Andererseits an das Ende dieses Abenteuers, an das Ende der Tage und Abende mit den Weggefährten, an das Ende des FREI seins!


Fazit: bei dieser Strecke sollte man wirklich die Alternative des Camino Duro bevorzugen, sonst läuft man extrem viel an der Strasse.

Tipp: in La Faba hinter die Kirche gehen und dort ganz allein vor sich hin träumen. So schön die Zeit mit den Weggefährten ist, sollte man doch immer wieder gezielt in sich gehen.
Man läuft den Jakobsweg zwar meistens nicht allein, aber jeder geht den Weg doch für sich!



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Besucherzaehler