Tag 8

Datum: Dienstag, 28.April 2015
Strecke:  von Logrono nach Najera
Distanz: 31 km
Gehzeit: 07:30 bis 16:00 Uhr   ca. 8,5 Std.
Wetter: sonnig, nicht heiß, manchmal frisch
Allgemein: unspektakuläre, lange Etappe, zum Teil entlang der Autobahn


Heute vor 1 Woche begann mein Camino. Gute 200 km bin ich, laut meinem GPS Gerät, bis jetzt gepilgert. 200km! Der Wahnsinn! Die länste Wanderung, die ich bisher gemacht hatte, war der Meraner Höhenweg mit ca. 125 km. Ok, der war wegen seiner großen Höhenunterschiede auch nicht ohne, aber wesentlich kürzer. Jetzt hatte ich gerade mal ein Viertel meines geplanten Weges zurück gelegt. Gerade mal? Oder schon? In Spanien dachte ich: erst ein Viertel, im nach hinein : schon ein Viertel deines Traumes vorbei! Aber das Wichtigste: Es machte immer noch Spaß, man freute sich auf den nächsten Tag, die nächste Etappe. Was wird dieser Tag dir bringen, was wird man erleben? Schmerzen hatte ich so gut wie keine, Blasen auch nicht und den Rucksack spürt man auch irgend wann nicht mehr! Also weiter! ULTREIA: vorwärts, immer weiter und aufwärts!

Nach einem wirklich tollen Frühstück, mit Wurst, Käse, Marmelade, Toast und Croissants marschierten wir gegen 7:30 Uhr los, so ca. 2km durch Logrono. Nach weiteren ca. 2km kommt man am Stausee Pantano de la Grajera vorbei. Herrlich lag er im Sonnenlicht vor uns. Er zählt, genau wie der anschliesende Park, zum Naherholungsgebiet von Logrono. Am Ende des Parks hatten wir das Glück  Marcelino zu treffen, der hier einen Stand hat und Pilgerstäbe, Getränke und Obst anbietet. Auch er gehört zu den Kultfiguren des Jakobsweges.  Anschließend ging es relativ eben weiter nach Navarette, wo wir ein zweites Frühstück in Form eines Bocadillo einwarfen und uns eine kleine Pause gönnten. Nachdem wir die obligatorische Kirchenbesichtigung hinter uns hatten, mußte Sepp einen technischen Halt einlegen, weil sein Gürtel gerissen war. So ging ich allein weiter, Richtung Ventosa.
                                  Am Ortsausgang wollte mich eine nette  Spanierin in ihr Haus einladen, aber ich wußte nicht so recht, was sie von mir wollte, und so zog ich doch lieber weiter. Als ich durch die vielen Olivenhaine lief, raschelte es plötzlich in einem Gebüsch und eine Frau kam auf den Weg zurück. Sie erschrak etwas als sie mich sah, aber ich lachte sie an. Denn so ein menschliches Bedürftnis hat ja jeder Mal. Jetzt erkannte ich sie auch wieder. Bei unserer Pause in Navarette kam sie auch vorbei und hatte Probleme mit ihrer Gürtelschnalle, die ein junger Spanier behob. Jetzt hatte sie das gleiche Problem wieder und ihr rutsche die etwas weite Wanderhose immer weiter runter. Ich sah mir die Sache an und als ich gerade Hand anlegte und ihr den Gürtel heraus zog, kam Sepp herbei und staunte nicht schlecht, dass ich mich an der Hose der Dame zu schaffen machte. Ich legte die Gürtelschnalle auf einen großen Stein, klopfte mit einen andern Stein die Halterung enger und im Nu war der Gürtel wieder heile.
Ob er lang halten würde, wußte ich nicht, aber für den Moment war ihr geholfen. Sie bedankte sich überschwenglich und wir zogen weiter. Bald trennten sich unsere Wege, da sie doch etwas langsam unterwegs war. So marschierten Sepp und ich alleine weiter Richtung Ventosa. Leider ging der Weg dabei auch ein gehöriges Stück an der Autobahn entlang. Aber was will man machen? Hauptsache, es schien die Sonne! In Ventosa angekommen gönnten wir uns eine kleine Pause und in der Bar trafen wir auch Garry, Jeppe und den Jürgen aus Tirol wieder. Zum ersten Mal trank ich am Tag auch Mal ein Gläschen Vino, dazu noch einen Tiroler Schnaps von Jürgen und so gestärkt zogen wir dann weiter und kamen dann auch wohl behalten in Najera an. Obwohl Najera eine etwas größere Stadt ist, hatten wir doch leichte Probleme eine Unterkunft zu finden. In der Stadtmitte, nahe dem Zentrum, war laut Outdoor Führer eine private Albergue in der wir auch noch unser Glück versuchten. Aber auch dort war alles voll, doch ein Doppelzimmer war dann doch noch frei und so nahmen wir es dankend an. Kurz aufs Zimmer, dann geduscht und siehe da: auch Jeppe, Garry und Andrew waren hier unter gekommen. die Freude war groß und bald saßen wir gemütlich zusammen am Flussufer in einer Tapas Bar. Von dort zogen wir, nachdem wir doch schon das ein oder andere Bierchen gezwitschert hatten, weiter und Jeppe erwies sich als guter Guide, denn er führte uns in ein tolles Restaurant. Und wie der Zufall es will trafen wir vor dem Restaurant noch auf Ana, die Rumänin, Marjolein und: die Frau mit der kaputten Gürtelschnalle, auch eine Dänin. Sie war ganz aus dem Häuschen uns wieder zu sehen und präsentierte stolz ihren Gürtel. Sie erzählte allen von meiner großen Tat und das ich der " Technik Man" wäre, der ihr geholfen hat. Es wurde ein ganz toller Abend, an dem viel gelacht und auch getrunken wurde. Da manche in der städtischen Herberge übernachteten war so gegen 22:00 Uhr Schluss, da um diese Zeit dort Einschluss war. Der Rest schlenderte gemütlich zu unserer Herberge zurück. Dort nahmen wir im Foyer mit Mathias aus Ostfriesland noch einen Absacker zu uns und wollten eigentlich gar nicht ins Bett. Aber der Gedanke an den nächsten Tag lies uns dann doch irgend wann, den gemütlichen Abend beenden. So wie heut kann es gerne öfters sein. (und es war zum Glück noch öfters so)
In dieser Nacht schlief ich seeehr gut. Ob das wohl am Vino lag?

Fazit: lange Etappe, aber gut machbar.
Tipp: die Albergue Puerta de Najera, direkt am Fluss, sauber, haben auch Dz für 20 €, liegt sehr günstig für den abendlichen Ausflug.

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