Tag 29

Datum: Dienstag, 19. Mai 2015
Strecke:  von Melide nach Salceda
Distanz: 27 km
Gehzeit: 06:40 bis 13:15 Uhr
Wetter: bewölkt, und frisch, später etwas sonnig, weiterhin frisch
Allgemein: Weg heute unspektakulär

Gegen 6:15 Uhr bin ich auf gestanden und gegen 6:40 Uhr mit Micha los. Wolfgang 2 war schon unterwegs und Theresia lies es heute Morgen etwas langsam angehen. So machten wir uns auf den Weg, auch um die Stadt Melide hinter uns zu lassen, in der wir uns nicht wohl gefühlt hatten. Schon vor dem Ortsausgang bekam ich Schmerzen in meinem  rechten Knie. Oder etwas unterhalb. Hatte
ich wirklich, bis auf die Anfangstage, so gut wie keine größeren Probleme mit den Füßen oder Beinen, bekam ich es jetzt aber richtig heftig. Jeder Schritt schmerzte, aber was soll´s? Es muß ja weiter gehen. Ok, Micha legte ein Rießentempo an den Tag. Ich glaube, der wollte unbedingt Wolfgang 2 einholen. So schafften wir trotz meinem Knie ca. 5,3km in der ersten Stunde, um dann im Cafe Aleman, dem Deutschen Cafe, so wie ich mich erinnere in Boente, zu frühstücken. Und wer saß da ganz gemütlich? Wolfgang 2! Hier gab es endlich mal Spiegeleier mit Speck. Köstlich!
 Gerade als wir uns zu dritt auf den Weg machten, kam auch Theresia. Auch sie wollte endlich mal wieder etwas richtig deutsches frühstücken. Wir drei wünschten einen Guten Appetit und nachdem wir noch die kleine Kirche besichtigt hatten, machten wir uns dann wieder auf den Weg.
Jetzt lief man ein gutes Stück durch Eukalyptuswälder. Ich nahm mir ein Blatt und zerrieb es zwischen meinen Fingern und sofort verströmte sich der angenehme Duft von Eukalytus. Herrlich! Für uns Pilger, für die Region Galicien werden die Eukalyptuswälder so langsam zu einem großen Problem. Zwar wird das Holz der Bäume zur Papierherstellung und für den Bau von Möbeln verwendet, jedoch haben die Bäume die heimische Pflanzenwelt weitgehend verdrängt und ihre Wurzeln senken den Grundwasserspiegel.
Nach dem Örtchen Castaneda führt der Jakobsweg ca. 700m hinab nach Rio und dann erst langsam, dann steiler bergauf nach Ribadiso. Von dort sind es dann nach 2,5km nach Arzua, wo wir in Form von Bocadillo und Cola ein zweites Frühstück einnahmen. Leider verstärkten sich meine Knieschmerzen. Immer wieder mußte ich stehen bleiben, kurz ausruhen, um dann wieder weiter zu gehen, jedoch ohne merkliche Besserung. Na, das konnte ja noch was werden. Aber, Zähne zusammen beißen und weiter. Von Arzua nach Salceda sind es knappe 12km. Zum Glück gibt es nach 5km in der Nähe von Tabernavella eine kleine Zwischenstation, bei Heidi! Bei der deutschsprachigen Pilgerfreundin gibt es Kuchen und Obst. Und einen Kaffee. So machten wir es uns hier gemütlich, nahmen dabei noch zwei junge Pilgerinnen auf den Arm, indem wir ihnen erzählten, dass wir Opa, Vater und Sohn seien. Ungläubiges Staunen! Wir hatten unseren Spaß, aber wir klärten die Sache noch auf. Alle mußten herzhaft lachen.
Wenigstens in den Pausen konnte ich meine Schmerzen vergessen. Jedoch wußte ich, dass ich noch gute 6,5km vor mir hatte. Und das graute mir. Das erste Mal, dass ich dachte, man ich schaff es vielleicht nicht nach Santiago. So kurz vor dem Ziel und dann aufgeben? Wäre schon sehr ärgerlich. So nahm ich alle Kraft zusammen und machte mich wieder auf. Meine 2 Kameraden unterstützten mich, aber ich merkte schon, dass ich für sie ein Klotz am Bein war, da ich nicht mehr so schnell
Bar in Salceda
laufen konnte. Aber wir blieben immer in Sichtweite und so kamen wir gegen 13:15 Uhr endlich in Salcada an. Für mich war hier heute definitiv Schluss. Ich konnte nicht mehr. Vorbei an einer Bar, sah ich 100m weiter eine Herberge. Dorthin schleppte ich mich, aber leider öffnete die Herberge El Albergue de Boni erst um 14.00 Uhr. Na klasse. Jedoch kam genau in dem Moment der Hospitalero zur Türe raus. Ich erklärte ihm meine Not und er nahm meinen Rucksack und sicherte mir ein Bett zu. Jedoch erst ab 14:00 Uhr. Micha und Wolfgang 2 wollten evtl. noch weiter. Wir gingen zurück zur Bar, die sehr Alternativ war, aber kultig. Von der Decke hingen lauter T-Shirts von Pilgerern, sah cool aus. Aber sonst war es schon etwas herunter gekommen. Wir bestellten uns ein Bier und danach entschieden die Zwei, dass sie hier nicht bleiben wollten und noch weiter gingen. So blieb ich alleine zurück und wußte nicht, ob ich die zwei noch einmal wiedersehen würde.
Ich trank noch ein Bierchen und dann war auch schon 14:00 Uhr und ich humpelte zur Herberge. Kurz die Formalitäten erledigt, dann hoch ins 4er Zimmer. Treppe laufen war eine Qual, hier waren die Schmerzen extrem. Der Duschraum war leider hinter dem Haus. Also hieß es wieder Treppe hinunter, aber nach einer heißen Dusche und einer extra langen Dusche für das Knie
El Albergue de Boni
ging es wieder einigermaßen. So schleppte ich mich wieder hoch ins Zimmer, in dem ich zum Glück wieder Mal ein unteres Bett ergattert hatte und unterhielt mich mit einem inzwischen angekommenen deutschen Pilger. Als ich nach unten ging, um etwas zu trinken, kam gerade Theresia zur Türe herein. Ach, das freute mich! Sie war mein Sonnenschein! Sie hatte immer gute Laune, machte aus allem das Beste, man konnte mit ihr lachen und man konnte auch tiefgründige Gespräche mit ihr führen. Und wie der Zufall es will, schlief sie wieder im gleichen Zimmer, wie ich. 
So langsam, ob ich wollte oder auch nicht, mußte ich mir Gedanken über die Heimreise machen. Ich hatte ja extra nichts vorgebucht, damit ich wirklich ohne Druck laufen konnte, aber jetzt war doch die Zeit gekommen. Thersia sagte mir, dass sie am 26. Mai zurück fliegen würde. Da ich ja eigentlich auch noch nach Finesterre laufen wollte, wäre das für mich auch ein passendes Datum.  Da es von Santiago keine Flüge nach Stuttgart gibt, blieb mir so wieso nichts anders übrig, als auch nach Frankfurt/Hahn zu fliegen. Und tatsächlich war noch ein Platz frei, den ich gleich buchte und mit Kreditkarte bezahlte. Aber was heißt gleich! Ich verzweifelte mit diesem Online Booking. Aber irgendwann hat es doch geklappt. Dann noch einen Zug von Frankfurt nach Stuttgart gebucht. Somit stand die Heimreise. Ich fühlte mich aber nicht so gut, weil ich ja nix in den Händen hatte, nur alles auf dem Handy. Was ist, wenn das kaputt geht, was ist wenn das einchecken mit dem Code nicht klappt. Ach, ich glaub ich werd alt!
Nachdem das erledigt war, ging ich mit Thersia zum Abendessen. Zum Glück nur ca. 500m weit weg von unserer Herberge. Das schaffte ich gerade noch. Wir liesen uns ein tolles Essen schmecken. Dann bekam ich ein Bild von Wolfgang 2. Sie waren bis Santa Irene gekommen und hatten dort unsere zwei Südtirolerinnen eingeholt. Und Irene hatte heute ihren 50sten Geburtstag, den sie jetzt gemeinsam feierten. Ach schade, dass ich da nicht dabei sein konnte. Trotzdem wurde es für mich auch ein schöner Abend mit Theresia. Wir hatten wirklich ganz tolle Gespräche. Ich denke gerne daran zurück. Leider endete auch dieser Abend einmal und wir machten uns auf den Heimweg. Ich cremte mein krankes Knie noch ein und dann schlief ich friedlich ein. 

Fazit: viele Eukalyptusbäume unterwegs, sonst eher unspektakulär. Auch mit Schmerzen kann der Tag noch schön enden!

Tipp: unterwegs bei Heidi einkehren, echt schön, die T-shirt Bar in Salceda muss man sehen, und wenn man hier bleibt ist auch die Albergue Boni sehr zu empfehlen.

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