Tag 6


Datum:   Sonntag, 26.April 2015
Strecke: von Estella nach Sansol
Distanz: 28 km
Gehzeit: 07:00 bis 14:00 Uhr   ca. 7 Std.
Wetter:   erster Regentag, Start leichter, aber beständiger Regen, dann trocken,
                 nachmittags leichter Regen
Allgemein: kultig natürlich der Weinbrunnen der Bodegas Irache, Tour relativ einfach, eben


So gegen 6:15 Uhr war die Nacht vorbei. Die Franzosen machten sich recht laut Start klar und so waren alle anderen auch wach. Also raus aus der Koje,  ins Bad, Sachen gepackt und gegen 7:00 Uhr gings los. Die Anderen redeten noch miteinnader und so zog ich es wieder vor alleine zu laufen. Leider regnete es heute, aber nicht so stark und so machte ich mich im Flies auf den Weg. Nach ein paar Hundert Meters sah ich eine Frau, die mit ihrem Poncho kämpfte. Es sah recht lustig aus, wie sie versuchte sich das Ding an zu
ziehen, weil sie immer irgend wo hängen blieb. Mal an ihrem Kopf, mal an der Schulter, dann am Rucksack. Sie war recht froh, dass ich ihr behilflich war und ihr Regencape endlich richtig saß. Sie bedankte sich überschwenglich und zog weiter. Der Regen wurde stärker. So blieb auch mir nichts anderes übrig, als ich ein Vordach erreicht hatte, meinen Poncho hervor zu kramen und ihn mir an zu ziehen. Jetzt verging mir das lachen! Ich hatte die gleichen Probleme, wie die Pilgerin vorhin. Immer wieder blieb dieses Sch..ßteil irgend wo hängen oder kleben. Erst beim fünften oder sechsten Anlauf klappte es, nachdem auch mir ein herbei geeilter Pilger half. Also, die Technik des Poncho anziehen mußte noch verfeinert werden, und ich sollte noch ein paar Mal die Gelegenheit dazu bekommen.
Nach ca. 1,5 km kam ich am Weinbrunnen der Bodegas Irache an. Dort gibt es für die Pilger die Möglichkeit sich mit Wasser oder Wein zu laben. Natürlich in Masen! Gut, morgens gegen halb acht, auf nüchternen Magen und im Regen, hat man nicht gerade viel Lust sich ein Schlückchen zu gönnen, aber wenn man schon mal da ist.... So kostete auch ich das edle Getränk, um dann doch recht schnell weiter zu ziehen, da es recht frisch und ungemütlich war. Da ich gegen halb zehn immer noch keine Bar zum frühstücken gefunden hatte, gönnte ich mir eine Banane vom Vortag und machte mich wieder auf den Weg. In der Zwischenzeit hatte es auf gehört zu regnen, und endlich konnte man die Schönheit des Weges wieder auf sich wirken lassen. Der Weg war nicht sehr beschwerlich und so kam ich gut voran. Lag bestimmt auch daran, dass ich alleine lief und dass es doch recht frisch war. Es gab nur eine kleine Begegnung mit Greta, einer Abiturientin aus Hamburg, die gestern den Camino begonnen hatte und heute schon Zweifel bekam, ob sie das alles durch stehen würde. Nach ein paar aufmunternden Worte meinerseite zog ich weiter, da sie meinte, ich wäre ihr zu schnell. Ich traf sie Tage später immer mal wieder und auch in Santiago sollten wir uns noch mal sehn.
Gegen 11:00 Uhr kam ich in Los Arcos an. Hier wollte ich eigentlich übernachten, aber so bald heut aufhören zu pilgern? Ich hatte die Strecke von 21km in 4 Stunden bewältigt. Respekt! Aber jetzt schon hier abhängen? Das ging auch nicht. Und wenn´s grad mal so gut läuft! Kurz darauf kam ich an der Casa Austria, meiner ausgewählten Herberge, vorbei und mußte erfahren, dass sie noch zu hatte. Also ging ich ins Zentrum von Los Arcos und gönnte mir erst mal ein Frühstück. Ich lies mir einen Cafe con Leche, ein Bocadillo und ne Cola schmecken, rief kurz zu Hause an, und machte mich dann wieder auf den Weg. Im Outdoor Führer hatte ich gesehen, dass die nächste Ortschaft so 7km entfernt war und das würde schon noch gehen. Kurz nach Los Arcos saß ein braun gebrannter Pilger beim Vesper auf einer Bank. Ich grüßte freundlich mit dem allgeinen Pilgergruß "Buen Camino" und er grüßte freundlich zurück. Nachdem wir uns auf englisch unterhalten hatten, mußten wir beide lachen, als wir feststellten, dass wir beide aus Deutschland waren. Aber so ist es halt auf dem Camino, man spricht als erstes Englisch. Im Laufe der Zeit wurde es bei mir sogar so, dass ich schon englisch dachte. Dass ging so über. War schon lustig, aber jetzt war es auch schön sich wieder mal auf deutsch sich zu unterhalten. Mit Heinz, einem Marathonläufer, kam ich flott voran und nachdem sich der Himmel wieder ordentlich zu gezogen hatte, waren wir froh so gegen 14:00 Uhr in der Herberge Sansol unter zu kommen. Wir tranken ein Bierchen miteinander, duschten und wuschen unsere Wäsche und machten es uns bald im Vorgarten gemütlich. Es gab auch ein großes Fußbad, dass ich ausprobieren wollte. Aaah, das war eine Wohltat für die geschundenen Füße. Leider fing es jetzt gerade wieder zu regnen an und so mußte ich mein Entspannungsbad abbrechen. Wir gingen nach innen und kurz darauf kam meine Pilgerbekanntschaft Marjolein herein und gesellte sich zu uns. Zu guter letzt kam auch noch mein Sepp herein. Er hatte in Los Arcos erfahren, dass ich weiter gegangen war und so suchte er mich auf gut Glück.  Ihn hatte es ordentlich erwischt, er war voll in den Regen gekommen, aber nach eine Dusche war alles wieder in Ordnung.
Wir vier liesen uns am Abend ein tolles Pilgermenue schmecken, tranken ein paar Liter Vino Tinto, und zum Abschluss saß ich mit Heinz noch bis in die Nacht allein in der Herberge bei einem Bierchen. Es war ein ganz toller Abend mit wirklich guten Freunden. Leider war es das letzte Mal, dass ich Heinz gesehen habe. Er brach am nächsten Morgen sehr bald auf und kam schon Tage vor mir in Santiago an. Mit Anderen hatte er sich noch über mich unterhalten und mir Grüße ausrichten lassen. So ist das eben auf dem Camino. Man verbringt schöne Stunden mit einander, dann geht man aus einander, manche sieht man wieder, manche auch nicht. 


Fazit:  diese Etappe ist gut zu gehen, keinerlei große Schwierigkeiten, bei Sonne bestimmt ein toller Streckenabschnitt
Tipp:  die Herberge SANSOL, sehr freundlich, sehr saubere Sanitäranlagen, Fußbad im  schönen Innenhof


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