Tag 19

Datum: Samstag, 09. Mai 2015
Strecke:  von Leon nach Villavante
Distanz: 32 km
Gehzeit: 07:15 bis ? (mir fehlt leider die Ankunftszeit, jedoch war ich der Erste in der Herberge. ca. 15:00Uhr etwa)
Wetter: strahlender Sonnenschein, heiß, ca. 30 Grad
Allgemein: Vororte wieder furchtbar, dann herrlich, (für mich der schönste Teil des Caminos), dann wieder ganz schlimm, durch das monotone gerade aus laufen!


Kloster San Marcos
Um 6:45 Uhr war ich trotz des wenigen Schlafes schon wieder wach. Kurz hab ich überlegt, ob ich noch liegen bleiben soll, aber wenn man wach ist, will man los. So ging es nach einem kurzen Bad Besuch gegen 7:15 Uhr los. Die Strassen waren um diese Zeit menschen leer. Kein Wunder. Die Meisten gingen ja erst vor 2 Stunden ins Bett! 
Nochmals gings an der herrlichen Kathetrale vorbei. Anschließend kam ich am Kloster San Marcos mit seiner 
beeindruckenden
Fassade vorbei, ebenso am Archäologischen Museum, um dann über eine Brücke die Innenstadt zu verlassen.  Aber das war´s dann auch schon mit den schönen Ansichten. Ab jetzt zog sich der Weg aus Leon hinaus durch eine triste Vorstadt Gegend, die nicht sehr ansprechend war. So toll, schön und beeindruckend die Innenstadt von Leon ist, so abweisend sind die Vororte nach Leon hinein und aus Leon heraus. Und es war ein langer Weg hinaus. Ganze 7 km lang! 
Es war frisch am diesem Morgen. Um 8 Uhr zeigte das Thermometer gerade 7 Grad an. Brr. Weiter! Immer weiter! Und dann konnte ich endlich Leon hinter mir lassen und war direkt in Virgin del Camino. Beide Orte gehen in einander über. Es wurde wieder ländlicher und ein kleines Cafe lud zu einem Frühstück ein. Ein kurzer Plausch mit einer Österreicherin, der ich hier oder kurz später ( alles weiß man doch nicht mehr so genau) meine Hirschtalgcreme schenkte. Sie hatte Probleme mit den Füssen und war traurig, dass sie nicht, wie in sämtlichen Foren empfohlen, diese Hirschtalgcreme mit genommen hatte. Mir persönlich hat die Creme gar nichts gebracht, ich empfand sie sogar als unangenehm und so fiel es mir auch nicht schwer, mich von ihr zu trennen und der Österreicherin hatte ich eine Freude gemacht.
Einfach herrlich
Gestärkt ging ich weiter und wählte die im Outdoor Führer empfohlene Weg Alternative. Die auf die Strasse gemalten Pfeile waren zwar etwas verwirrend, aber zum Glück fand ich doch den richtigen Weg. Denn nur ein kurzes Stück weiter zeigte sich mir eine wunderschöne Landschaft mit blühenden Bäumen und Sträuchern. Und das ging so bis nach Villar de Mazarife. Also, dass war für mich persönlich das schönste Stück auf dem ganzen Camino. Das Wetter passte, der lehmfarbene Boden der kastilischen Felder und die Blütenpracht, machten dieses
Wegstück, zu einem für mich unvergesslichen Abschnitt, der sich tief einprägte und an den ich heute noch sehr gerne zurück denke. Hier traf ich auch das erste Mal Micha aus Filderstadt, mit dem ich später noch einige Tage zusammen pilgern sollte. Micha blieb in Villar de Mazarife und so zog ich wieder alleine weiter, Richtung Villavante. So schön der zurück liegende Teil dieser Etappe war, so schrecklich wurde der noch vor mir liegende. Auf einer wenig befahrenen Landstrasse ging es jetzt bei brühtender Hitze 6 km immer gerade aus. alles eben. Keine kleine Erhebung, keine Kurve. Nur gerade aus! Überholte dich ein Auto, schautest du dem Auto hinter her. Aber es verschwand nicht! Du sahst das Auto ewig. Und du wußtest: Es geht immer weiter, immer weiter gerade aus! 
Exrem anstrengend
Die Strasse wurde zu einer Schotterpiste. Immer gerade aus! Da wirst du bekloppt! Allein auf diesem Teilstück, das ist echt hart. Aber es macht einen auch stärker. Was will man auch machen. Man muß ja weiter gehen. Endlich, endlich
Immer gerade aus
kam eine kleine Linkskurve. Und endlich auch mal ein Schatten spendender großer Baum. Drei, vier PIlger lagen dort schon im Gras und auch ich schmiß den Rucksack auf den Boden, und lies mich im Schatten nieder. Der Körper brauchte Wasser und Mineralien. So schüttete ich einiges an trinken in mich rein, aß eine Banane und gönnte mir eine kleine Pause. Aber komischer Weise erholte ich mich schnell und machte mich als Erster wieder auf den Weg. Nochmal eine Kurve und dann: wieder nur gerade aus! Nach knappen 3 km erreichte ich Villavante. Nach den Angaben im Reiseführer sollte es hier nur eine Herberge geben. Hoffentlich war noch was frei, denn jetzt war ich doch platt. Kurz darauf erreichte ich die Herberge Sta. Lucia. Und siehe da: Ich war der erste Pilger! So konnte ich mir in dem großzügigen Schlafsaal ein tolles Bett aussuchen und mich in aller Ruhe duschen. Ich gab meine Kleider zum waschen ab und setzte
Schöner, großer Schlafraum
Tolle Herberge
mich vor die Herberge, gönnte mir ein Bierchen und schreib mein Tagebuch. Ab und zu kamen ein paar Pilger, die aber wieder weiter gingen. So auch die hübsche junge Schwedin mit ihrer Mutter. Sie hatte ich gestern in Leon kennen gelernt. Sie suchten vergeblich ein Zimmer. Frank und Romy kannten die Zwei schon und da Frank wußte, dass ich ja ein Zimmer mit drei Betten hatte, bot er den Zweien an, doch bei mir zu übernachten. Sie schauten mich an-- und lehnten dankend ab. Na klasse, Muss ja einen tollen Eindruck auf die Zwei gemacht haben! Und auch heute pilgerten sie noch weiter und blieben wieder nicht bei mir. Na, da kann man nichts machen. Dafür traf eine Gruppe mit sechs etwas älteren " Deutschen" ein. Und zwei von ihnen, Lore und Bernd, blieben hier. Jetzt kamen doch immer mehr Pilger und später sollten doch so knapp 20 Pilger hier übernachten. 
Jetzt wurde es auch für mich mal Zeit etwas Fußpflege zu betreiben. Kleine aufgegangene Blasen auf den kleinen Zehen, etwas Blut unterlaufene Fußnägel und eine doch sehr große Blase auf der linken Fußsohle. Na ja, es ging so. Manche hatten größere Probleme. Die große Blase machte mir schon etwas zu schaffen, aber durch einen tollen Tipp von meinem Physiotherapeuten bekam ich dass
Das tolle Moosgummi!
immer wieder in den Griff. Er hatte mir empfohlen Mossgummi mit zu nehmen. Und das war super. Man klebt nicht die ganze Blase damit ab, sondern man schneidet aus dem Moosgummi ein Loch in den Größe der Blase heraus, so  dass nur der Rand abgeklebt ist. Durch die Dicke (Stärke) des Moosgummis läuft man nicht mehr auf der Blase, sondern auf dem Moosgummi und so hat man weniger Schmerzen. Die andern Pilger waren zwar überrascht was ich da am Fuß hatte, aber nach einer kurzen Erläuterung waren sie auch begeistert. Und da ich ein großes Stück Moosgummi dabei hatte, half ich auch dem ein oder andern Pilger damit aus. Und alle waren begeistert!
Der süße COCO
So gegen 18:30 Uhr gab es ein Pilgermenue: Spagetti, Minutensteak und Eis zum Nachtisch. War lecker. Ich saß am Tisch mit dem zwei Deutschen Lore und Bernd. Und wir unterhielten uns glänzend. Es stellte sich heraus, dass sie aus Mainz waren. Und ausgerechnet heute spielte mein VfB gegen Mainz 05 in der Fussball Bundesliga. Zum Glück hat der VfB gewonnen. Also ganz ohne Fussball ging es selbst hier in Spanien nicht! 
Nach einem netten Abend ging man so gegen 21:00 Uhr zu Bett und freute sich schon auf den nächsten Tag!




Fazit: ein abwechslungsreicher Tag. Zuerst der lange, nicht so schöne Weg aus Leon heraus, dann der herrliche Abschnitt bis Mazarife und dann wieder der harte, lange, gerade Weg bis nach Villavante.
Frust, Freude, Anstrengung, in sich gehen, alles an einen Tag! Sehr prägender Abschnitt!

Tipp: für diese Etappe VIEL zu trinken mit nehmen. Man braucht es!
Die Herberge Sta. Lucia in Villavante. Sauber, sanitäre Anlage top, Essen gut, gemütlich. 
Und das für 8,50€ !

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