Tag 1

Datum: Dienstag, 21.April 2015
Strecke:  von Saint Jean Pied de Port nach Roncesvalles
Distanz: 25km
Gehzeit: 07:50 bis 16:30 Uhr   ca. 8,75 Std.
Wetter: strahlender Sonnenschein
Allgemein: sehr anstrengend

Über die Pyrenäen!

Nach einem kleinen Frühstück in der Herberge starteten Markus und ich gegen 07:50 Uhr und verließen bald das schöne Städtchen Saint Jean durch das Jakobstor bei strahlendem Sonnenschein.
Wir hatten uns für die Route Napoleon über die Pyrenäen, den klassischen Weg, entschieden. Sofort ging es steil Berg auf. Schließlich wollten heute so ca. 1200 Höhenmeter erklommen werden.
Es ging gleich richtig zur Sache.
Bald kamen wir ins Schwitzen, aber das ging uns nicht alleine so. 
Der Geier wartet schon.....
Auch unsere Weggefährten mußten ganz schön kämpfen. Markus mußte immer öfters Pause machen. Endlich kamen wir in Huntto, einem Ableger des Refugios Orrison, an. Dort machten wir wieder eine Pause. Man muß aber bedenken, wir hatten erst ca. 4 km von unseren 25 km geschafft. So gingen wir bald weiter, um kurz darauf an einem Brunnen wieder eine Pause zu machen. Also, irgend wie kamen wir nicht so richtig vorwärts. Jetzt wollten wir es bis ins ca. 4 km entfernte Orrison packen. Aber mein Weggefährte brauchte schon wieder eine Pause. Nicht, dass ich den Aufstieg so leicht weg gesteckt hätte, aber alle 10 min Pause, da würden wir heut nicht ankommen. Wir ließen uns auf einem Steinplateau nieder und vesperten eine Kleingkeit. So gestärkt machten wir uns wieder auf den Weg, nicht ohne von einem Geier beobachtet zu werden. Na, der wird uns doch nicht als Opfer aus gemacht haben?
Nach einer Viertel Stunde kamen wir in der Herberge Orrison an. Und dort wollte Markus schon wieder Pause machen. Also da sagte ich ihm, dass ich dann alleine weiter gehen würde. Schließlich waren es immer noch 17 km nach Roncesvalles. Ehrlich gesagt, glaubte ich schon eine Weile nicht mehr daran, dass Markus diese Etappe schaffen würde, aber ich wollte es ihm nicht sagen und so zogen wir nach einer kleinen Unterbrechung weiter, um kurz darauf wieder eine Pause zu machen. Nein, so konnte es nicht weiter gehen. Markus war wirklich ein netter Mensch mit dem man sich gut unterhalten konnte, aber ich war ja eigentlich hier um MEINEN Weg zu gehen. Kurz nachdem wir wieder los gelaufen waren, rief mich Markus zu sich. Er hatte es auch gemerkt, dass diese Etappe wohl doch zu viel für ihn sein würde und er hatte sich entschlossen hier ab zubrechen und zurück zu gehen. Es war irgend wie traurig, aber auch befreiend für mich.
Leider habe ich Markus auf dem ganzen Camino nicht mehr gesehen und ich weiß auch nicht, ob er es nach Santiago geschafft hat.
So konnte ich jetzt meinen eigenen Schritt gehen und mich auf den Weg machen. Auch ich kam immer wieder an meine konditionellen Grenzen und so machte ich gegen 12:00 Uhr Brotzeit bei der Marienstatue d`Orisson und einem tollen Ausblick über die Pyrenäen. So gestärkt setzte ich nach 20 Min. meinen Weg fort, immer weiter nach oben. Ich erreichte den Rolandsbrunnen. Hier soll die Schlacht von Karl dem Großen im Jahre 778 statt gefunden haben, bei dem Graf Roland gegen die Mauren gekämpft und gestorben ist und anschließend zum Märtyrer erkoren wurde. Ich hab ehrlich gesagt nicht viel an die Schlacht gedacht als ich am Brunnen ankam, sondern war froh meinen Durst löschen und Wasserflaschen auffüllen zu können.Kurz darauf überschritt ich die spanische Grenze und befand mich in der Region Navarra. Immer weiter ging es Berg auf. Schneereste säumten den Weg. Wenig später holte ich ein Geschwisterpaar ein, das mit einem Esel unterwegs war. Nach einer kurzen Unterhaltung und einem tierischen Bild ging es weiter. Eine wirkich tolle Aussicht bei bestem Wetter war der Lohn der Mühe als ich gegen 15:00 Uhr endlich am Gipfel Col de Lepoeder (1430m) ankam. Jetzt hatte ich mir eine Pause verdient und auf jeden Fall einen Gipfelschnaps! Ca. 1200 Höhenmeter waren geschafft.
Bald machte ich mich an den Abstieg. Der empfohlene Weg über den Ibanetapass war durch Schnee nicht zu begehen und so machte ich mich auf den recht steil abfallenden Weg nach Roncesvalles. Ca. 500 Höhenmeter ging es jetzt nur Berg ab. Die Knie wurden ganz schön belastet. Doch nach ca. 1 1/2 Stunden war ich in der Nähe des Klosters und da traf ich doch die am Bahnhof in Bayonne kennen gelernte Polin wieder. Sie war heute von Orrison nach Roncesvalles gelaufen, ca. 8km weniger als ich, aber eine tolle Leistung, da sie schon Anfang sechzig war. Mit ihr zusammen kam ich kurz darauf im Kloster in Roncesvalles an und wurde herzlich von holländischen Hospitaleros empfangen. Ich war sehr gespannt auf diesen rießigen Schlafsaal und war doch angenehm überrascht als wir eine 4er Kabine im 2.Stock zugewiesen bekamen. Alles war neu, sauber und viel besser, als ich es erwartet hatte. In unserem "Appartement" machten es sich noch zwei Italienerinnen gemütlich. So war ich der Hahn im Korb. Auch die sanitären Anlagen waren sehr sauber und nach einer ausgiebigen Dusche fühlte ich mich glänzend. 
Ich brachte in Erfahrung, dass wir in der neuen Herberge unter gekommen waren und der große100 Mann Schlafsaal in der alten Herberge war, die nur geöffnet wird, wenn die Neue ganz belegt ist. Bei den Massen, die hier unterwegs sind, kann das schon vorkommen, vor allem im Sommer. 
Nachdem ich mit der Polin im Schlepptau die Kirche besichtigt hatte, traf ich doch das ein oder andere bekannte Gesicht wieder und es wurden die ersten Erfahrungen aus getauscht. Gegen 20:00 Uhr gab es eine Pilgermesse, leider nur auf spanisch. Aber irgend wie fühlte es sich toll an, obwohl ich recht wenig verstand. Anschließend ging´s ins Restaurant um das erste Pilgermenü einzunehmen.
Es gab Pasta, Schweine Minutensteaks, Nachtisch,Wasser und Wein. Auch wenn´s die Anderen nicht so toll fanden, hat es mir geschmeckt. Danach ging es zurück zur Herberge und bald darauf müde und geschafft, aber glücklich ins Bett.

Fazit: Die schwerste Etappe ist geschafft! (hoffentlich)
Tipp: Um es etwas gemütlicher zu haben, empfehle ich lieber eine Übernachtung in Orrison, als die ganze Strecke von Saint Jean nach Roncesvalles am Stück zu gehen. Ich hatte mit dem Wetter Glück, aber es war doch schon recht anstrengend. Diese Etappe bei schlechtem Wetter, na bravo.




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