Tag 22

Datum: Dienstag, 12. Mai 2015
Strecke:  von Foncebadon nach Ponferrada
Distanz: 26 km
Gehzeit: 07:00 bis 14:45 Uhr
Wetter: sonnig, sehr heiß, über 30 Grad
Allgemein: sehr schöne Strecke, schöne Landschaft, Besonderheit natürlich Cruz de Ferro


Um 6:30 Uhr sind Micha und ich aufgestanden und machten uns gemeinsam gegen 7:00 Uhr auf den Weg. Ein kurzer Stopp am Supermarkt, etwas eingekauft und ein sehr kleines Frohstück, bestehend aus einer Banane, und dann ging es wirklich los. Mit einem herrlichen Sonnenaufgang im Rücken ging es wie gestern schon, immer weiter Berg auf. Nicht mehr ganz so steil und bei den Morgentemperaturen auch nicht sehr anstrengend. Wir pilgerten hier durch eine ganz tolle Landschaft. Es blühte sehr viel, besonders in kräfigem Lila violett, leuchteten die Pflanzen.
Cruz de Ferro
Nach ca. 1,5km folgte ein ebenes, flaches Stück und dann lag es direkt vor uns: Das Cruz de Ferro! Dies ist einer der symbolträchtigsten Punkte des gesamten Jakobsweges. Über einen rießigen Steinhaufen erhebt sich ein ca. 5m hoher Eichenstamm, mit einem Eisenkreuz, oben drauf. Viele Pilger legen hier einen Stein nieder und tragen so zu einer tausend jährigen Tradition bei. Das Ablegen des Steines ist ein symbolisches Zeichen für das Ablegen innerer persönlicher Lasten. Auch ich hatte aus Deutschland einen Stein mitgebracht, den ich jetzt hier niederlegte. Welche Sorgen und Lasten ich hier ablegte, oder ablegen wollte, bleibt meine persönliche Sache, die
Mein Stein
ich hier nicht kund tun möchte (ich hoffe ihr habt Verständnis dafür).
Wir hatten das Glück, dass so bald am Morgen nicht all zu viel los war und man wirklich in Ruhe kurz inne halten konnte und auch beim Ablegen ziemlich ungestört war. Es war schon ein emotionaler Moment. Wie oft hatte ich bei den Vorbereitungen auf den Camino über diesen Moment nach gedacht und nun war man wirklich hier. Man erlebte es nun persönlich. Und trotz allem Schöne, was man erlebt, denkt man doch auch immer gleichzeitig daran, dass man sich allmählich auf der Zielgeraden des Caminos befindet und man natürlich irgend wann ankommen will, aber eigentlich will man gar nicht, dass dies hier alles endet. Zumindest ging es mir so. Jeder Tag brachte mich ein Stück näher an Santiago, aber was kommt dann?
Bei Tomas
Außer den Pyrenäen ist das Cruz de Ferro der höchste Punkt des Jakobsweges mit über 1500m. Wir verliesen diesen doch mystischen Ort und kamen nach ca. 2,5 km landschaftlich schön, aber doch
auch immer wieder auf der Strasse marschierend, in Manjarin an. Leider haben wir dort Tomas nicht gesehen. Tomas wollte 1993 nach Santiago pilgern, blieb aber lieber in der Einsamkeit von Manjarin hängen und dient seither in alter Tradition der Tempelritter fort an den Pilgern. Ok, vielleicht etwas sonderbar, aber jedem das Seine. Und Kult ist er auf alle Fälle und gehört heut zu Tage einfach zum Camino dazu. Vor seinem etwas gewöhnungs bedürftigemAnwesen, steht ein Rießenwegweiser, mit vielen Kilometerangaben, z.B. Santiago 222km! Nur noch!
So zogen wir weiter und kamen bald an einen Imbisswagen, wo wir uns endlich ein Frühstück gönnen konnten. So gestärkt ging es dann weiter. Landschaftlich war dies heut wirklich einer der schönsten Tage. Um uns herum blühte es in vielen Farben und so machte es auch nicht viel aus, dass man immer wieder auf der Strasse laufen mußte. Wir lernten eine Südtirolerin kennen, unterhielten uns etwas mit ihr, aber gingen doch wieder unserer Wege. Jedoch lief sie ziemlich parallel zu uns, wir auf der Strasse, sie auf dem Feldweg, Kurz darauf umgekehrt. Immer wieder hatten wir sie im Blick. Sie war richtig gut drauf, sehr sportlich und sehr fit. 
Einfach herrlich!
Dann ging es recht steil Berg ab und so kamen wir in des Dörfchen El Acebo. Dort nahmen wir ein zweites Frühstück zu uns. Ich half einem ältern Pilger, den Micha kannte (den Namen hab ich vergessen), mit Ibro aus, da er starke Knieschmerzen hatte. Er wollte einfach nicht aufgeben. Ob es was geholfen hat, weiß ich nicht. Wir haben ihn leider nie mehr gesehen. Wir zogen wieder weiter, durch ein kleine schmale Dorfstrasse. Viele ältere Häuser, mit Balkonen, die in die Strasse hinein ragten. Da fiel mir ein, dass ich da im Vorfeld von einem Ort gelesen hatte, in dem immer wieder Busse oder LKW´s Teile der Balkone abfuhren und ich glaube, das war der Ort. Am Ortende gab es noch eine ganz tolle Herberge, mit Swimmingpool, sehr modern alles. Aber wir wollten ja noch weiter. Vor der Herberge steht ein Denkmal für einen tödlich verunglückten deutschen Radpilger. Wenn man so etwas sieht, wird man doch immer kurz nach denklich. Ja, passieren kann einem immer etwas, dass sollte man nie vergessen!
Von hier führt der Weg jetzt eigentlich stetig Berg ab, durch das kleine Dorf Riego de Ambros, wo man dann rechts der Abbiegung in das so genannte Nachtigallental folgt. Also Nachtigallen haben wir keine geshen, aber ein gutes Stück nach dem Ort schreckten wir den Bachelor (ich glaub ich hab ihn schon Mal erwähnt) und eine Gespielin auf, die es sich gemütlich gemacht hatten und sich sehr nahe gekommen waren. Ihr wißt, was ich meine!
Also, dieser Weg war jetzt doch recht anstrengend. Es ging immer Berg ab, jetzt aber über zum Teil große, felsige Stellen. Man mußte doch mit viel Bedacht gehen. Wir dachten an unseren älteren Pilger (der mit den Schmerzen), der hier bestimmt große Schwierigkeiten bekommen würde, aber wir konnten ihm da nicht helfen. So kamen wir dann nach ca. 5km endlich in Molinaseca an. Den Ort
Römerbrücke Molinaseca
betritt man über eine Römerbrücke. Unter der Brücke sah man einige Pilgern sich abkühlen. Am Ufer ließen auch einge ihre Füsse in das Wasser des Flusses Meruelo baumeln, darunter auch mein Bekannter Jesse. Wir machten es uns in dem Restaurant " el Meson Palacio" gleich rechts nach der Brücke gemütlich. Und wer saß da und grinste uns an: Die Gespielin des Bachelors! Von ihm weit und breit nichts zu sehen. Ja, so schätzen wir ihn  ein: Alle weiblichen Wesen anbaggern, etwas abgreifen und dann zur Nächsten. Na ja, jedem das Seine!
Wir machten hier 1 Stunde Pause, erholten uns bei Cola und Bacadillo von dem Abstieg und gingen so gestärkt an die letzten 7 km des Tages heran. Dieser Wegabschnitt war jetzt nicht so besonders, es ging meistens an der Strasse entlang. Es wird hier sogar im Reiseführer davor gewarnt, dass dies ein sehr blasengefährliches Stück sei. Es gibt zwar eine Wegalternative, die schöner sein soll, aber auch ca. 1,6km länger. Und das wollten wir uns nicht antun. So liefen wir halt an der Strasse entlang. Und wen trafen wir da wieder? Unsere Südtrirolerin! Mit ihr zusammen liefen wir dann bis nach Ponferrada. Dort erwies sich die Suche nach einer Unterkunft etwas schwierig. Im Zentrum fanden wir nichts, alles completto, und so mußten wir wieder zurück laufen, da die städtische Herberge ganz am Anfang von Ponferrada war. Auf dem Weg dorthin kamen wir am 3 Sterne Hotel Aroi Bierzo Plaza vorbei. Mehr im Scherz sagte ich, dass wir es doch dort auch versuchen könnten. Mit einem Schmunzeln betraten wir das doch etwas vornehmere Etablissement und bekamen doch tatsächlich
" das einfache Pilgerleben"
für 68€ ein Dreibettzimmer. Wir, die Pilger. Und dann in einem 3 Sterne Hotel! Aber, was soll´s! Man gönnt sich ja sonst nix! Und was für ein Zimmer, sogar mit Badewanne! Ok, Micha schnappte sich das Einzelbett und so durfte, mußte ich mit der Südtirolerin, die übrigens Jacinta hies, das Doppelbett teilen. Na ja, es gibt Schlimmeres!!!!
Wir liesen als Gentlemens natürlich der Dame den Vortritt beim Baden. Plötzlich rief sie, dass etwas nicht stimmen würde und dass sie Hilfe benötigte. Ich ging ins Bad. Nur noch mit einem knappen Handtuch bekleidet wartete sie auf Hilfe, da sie kein Wasser einlaufen lassen könne. Ich drehte den Wasserrhahn auf, stellte noch kurz etwas um und schon rauschte das Wasser. Ich weiß ja nicht....
Anschließend duschte Micha, aber ich legte mich dann doch auch in die Badewanne.Oh, war das eine Wohltat für die geschundenen Knochen. So erholt machten wir uns dann gemeinsam auf in die Stadt. Wir gönnten uns in einem Cafe ein Croissant, anschließend besichtigte Jacinta eine Kirche in der gerade eine Totenmesse gehalten wurde. Das war nichts für Micha und mich und so trennten sich unsere Wege. Wir zwei hielten nach einer Bar Ausschau, da heut Abend das Rückspiel in der Champions League Bayern gegen Barcelona statt fand und wir es uns anschauen wollten. Wir wurden auch fündig. Und wer war da in der Bar, der auch ein Hotel angeschlossen war? Meine "alten Deutschen". Wir verabredeten uns für heute Abend und gingen weiter Richtung Templerburg.  Die
vor der beeindruckenden Templerburg
Templerburg ist eines der bedeutendsten Zeugnisse der mittelaterlichen Militärarchitektur in ganz Spanien. Sie wurde im 12/13 Jahrhundert von den Templern erbaut, zum Schutze des Weges für die Pilger und der Brücke über den Fluß Sil. Die Burg ist wirkich ein sehr beeindruckendes Bauwerk. Wir schauten uns die Burg nur von außen an, da der Eintritt doch recht happig war (weiß nicht mehr genau wieviel). Zurück blickend war das wohl ein Fehler, heute würd ich sie besichtigen. So aber machten wir es uns wieder in einer Bar direkt neben der Burg gemütlich und trafen dort die Östereicher Hans mit Sohn und die Südtirolerinnen Irene und Nadja. Das ein oder andere Bierchen wurde verhaftet und wie wir da so da saßen kam auch Jacinta vorbei. Sie besichtigte die Burg und es muß toll gewesen sein. Micha und ich suchten dann mit den zwei Östereichern ein Restaurant, da es in dieser Bar nichts zu essen gab. Wir wurden fündig und trafen dort auf Peter und Andrea. So wurde es ein nettes Abendessen. Es gab mal wieder Huhn, aber das machte nix. Mir schmeckte es. Anschließend machte ich mich auf den Weg zu der Bar zum Fußball schauen. Micha ging noch kurz ins Hotel zurück und kam dann nach. In der Bar traf ich die alten Deutschen, wie ausgemacht. Bayern gewann 3:2 gegen Barcelona, aber da sie das Hinspiel 3:0 verloren hatten, schieden sie aus. Micha ging in der Halbzeit. Nach dem Spiel saß ich noch lange mit Lore und Bernd aus Mainz (zwei der alten Deutschen) zusammen und erst als die Bar schloß, machte ich mch auf den Weg ins Hotel. Ein langer, aber sehr schöner Tag ging zu Ende.

Fazit: wunderschöner Wegabschnitt, viel zu sehen, Cruz de Ferro, Manjarin, Templerburg

Tipp: sich unbedingt Zeit nehmen am Cruz de Ferro, die Templerburg besichtigen


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