Strecke: von Burgos nach Castrojeriz
Distanz: 42 km
Gehzeit: 07:30 bis 16:30 Uhr ca. 9 Std.
Wetter: bewölkt, leichter Regen, dann windig und starker Regen,
Allgemein: sehr, sehr lange Etappe, jedoch wenig Höhenmeter zu bewältigen.
Um
7:00 Uhr war die Nacht vorbei. Wir wurden durch Alicias
(Herbergsmutter) Gitarrenspiel geweckt. Man lag in seinem Bett und
lauschte den Klängen und zum Abschluß wurde auf sämtlichen Sprachen ein
Guter Morgen gewünscht. Herrlich! Der Tag fing gut an.
Kurz
frisch gemacht, Rucksack gepackt, eine herzliche Verabschiedung und los
gings. Gegen 7:30 Uhr stand ich vor der Herberge, nahm diesmal den
richtigen Weg und stand nach 5 Minuten nochmal vor der beeindruckenden
Kathetrale von Burgos. Und wen treff ich da am Sonntag Morgen? Rudolf!
Wir verabschiedeten uns nochmal, wünschten uns Buen Camino, und ich zog
von dannen. Vor ein paar Tagen. also im Juni 2016, hat mich Rudolf
zufällig über meine Homepage gefunden und so hab ich erfahren, dass er
wirklich abbrechen mußte, zurück nach Deutschland flog, aber nach fast
vier Wochen wieder zurück nach Spanien kam und seinen Camino beenden
konnte. Das hat mich sehr für ihn gefreut!
Leckeres Frühstück in Tardajos |
So
ca. 3 km geht man durch Burgos bis man die Stadt endlich hinter einem
läßt. So erzählen es die meisten Pilger. Mir machte das nichts aus.
Morgens um halb Acht war noch nicht so viel los, ich schaute mir im
vorbei gehen die Schaufenster an, informierte mich über die Preise der
Autos in Spanien und war dann doch auch froh, als ich die Stadt
verlassen konnte, aber schlimm empfand ich es
nicht. Jedoch lief man heute relativ lange an der Strasse entlang, bis
eigentlich nach Tardajos. Dort, nach ca. 11km und über 2 Stunden Marsch
wurde es Zeit für ein Frühstück. Die erste Bar im Dorf wurde angesteuert
und gleich sah man bekannte Gesichter, so zum Beispiel Sepp aus
Augsburg. Nach einem Cafe con Leche und einem Eier Schinken Toast ging
es weiter. Noch ging es ein Stück an der Strasse entlang, bis man nach
2,4km Rabe de las Calzadas erreichte und ab da begann sie dann: die
berühmt berüchtigte MESETA. Meseta geht auf das spanische Wort mesa
zurück und bedeutet so viel wie Tisch, Platte, Ebene. Und Ebene war das,
was den Pilger ab hier einige Tage
Anfang der gefürchteten Meseta |
begleiten
sollte. Ebenen ohne Bäume, Sträucher oder sonst etwas. Nur endlose
Kilometer lange, zum Teil sehr gerade, Wege. Unterwegs traf ich Andrew,
mit dem ich bis nach Hornillos del Camino lief. Andrew wollte dort
bleiben, aber das war mir noch zu bald. Es war erst um die Mittagszeit
und ich wollte noch 11 km drauf packen und nach Hontanas weiter ziehen.
Leichter Regen hatte eingesetzt und es wurde windig, aber es war zum
aushalten. Der Regen lies wieder nach und unterwegs traf ich abermals
Sepp mit seiner jungen Begleiterin. Ein kurzes Gespräch, aber ich wollte
das Päärchen nicht stören und so machte ich mich schnell von dannen.
Der Weg zog sich jetzt doch und Hontanas liegt in einer Senke. Ich
dachte immer jetzt muss ich doch bald da sein, aber man sah nichts von
dem Dorf. Erst als ich ca. 300m vor dem Ortseingang war, sah ich die
ersten Dächer. Na endlich! Die erste Herberge gleich am Ortseingang
machte einen guten Eindruck, aber man lernt ja. Und so weiß man mit der
Zeit, dass in der ersten Herberge gleich die meisten Pilger bleiben. So
wieso ist es besser in der Ortsmitte zu sein, wenn man Abends noch was
erleben oder nur Essen gehen will. Also ging ich weiter. In der
Ortsmitte saß vor einer Herberge mit einem Bier in der Hand mein Tiroler
Freund Jürgen. Rucksack runter, Bier geholt und geplaudert. Da er hier
übernachtete, meinte ich, dass ich auch hier bleibe, aber Jürgen sagte
mir, dass alles schon belgt war. Ok, ich trank mein Bier aus, sagte bis
später und machte mich auf die Suche nach einem Quartier. Kurz darauf
fand ich eine Herberge, aber auch da das selbe: Completo! Voll! Na
bravo. Also weiter. Ich schaute kurz in die öffentliche Herberge, aber
nein danke. Ein dunkles Loch, so hatte ich den Eindruck. Da wollte ich
nicht bleiben. Zurück zu der Herberge am Ortseingang wollte ich auch
nicht mehr. Man läuft doch nicht zurück! Also kurz in den Führer
geschaut, ok, in der Ruine vom Kloster San Anton in 6km kann man auch
übernachten. Also weiter!
Freude sieht anders aus! |
Zu
Bedenken war nur, dass ich schon 32km in den Beinen hatte, aber man ist
ja zäh. Kurz nachdem ich Hontanas verlassen hate, fing es auch noch an
zu regnen. Klasse. Heut war nicht mein Tag. Also Poncho raus. Leider
fing es auch noch furchtbar an zu winden und ich bekam dieses Teil
einfach nicht über meinen Kopf und Rucksack. Zweimal, dreimal, es
klappte nicht! Nass war ich auch schon, aber es wurde auch noch kalt,
also wieder versucht! Niemand weit und breit, der mir helfen konnte.
Also, wenn mich einer sah, der hat sich bestimmt köstlich amüsiert. Mein
Fluchen wurde lauter, aber es war ja niemand da. Endlich schaffte ich
es irgendwie. Nass und Schweiß gebadet ging es weiter. Nach
Ruine Kloster San Anton |
1,5
Std kam ich beim Kloster an. Na ja, Kloster. Wirkich eine Ruine! Und
nachdem ich im Führer nochmal nach gelesen hatte und dort stand, dass es
bei Regen herein regnen könne und es nur kaltes Wasser gibt, war das
auch keine Lösung für mich. Also weiter ins 4km entfernte Castrojeriz.
Jetzt lief man wieder an der Strasse entlang. Auf dem Asphalt brannten
die Fußsohlen und ich war froh als ich endlich am Ortsschild ankam.
Kurz vor Castrojeriz |
Ich
machte eine kurze Pause, gönnte mir eine leckere Orange und machte mich
auch hier wieder auf die Suche nach einem Quartier. In der Herberge
Ultreia bekam ich ein Bett. Ich war richtig platt, aber nach einer
heißen Dusche sah die Welt gleich wieder anders aus. Zu meiner Freude
übernachteten auch Ana und Mikkel hier. Nach einem gemeinsamen
Abendessen unter einer alten Weinpresse, den dazu passenden
Erläuterungen des Herbergsvaters, ging es in den darunter liegenden
Keller zur Weinprobe.
Ein toller Hospitalero |
Bei der Weinprobe |
Es
wurde noch ein netter Abend und der Hospitalero brachte uns mit seinen
Anekdoten das ein oder andere Mal herzhaft zum lachen. Doch am
beeindruckensten war für mich, wie der Hospitalero sich zum Schluß bei
uns Pilgern bedankte. Ja, er bedankte sich bei uns, da wir es seien, die
diese Region am Leben erhielten. Nur durch die vielen Pilger hatten
hier viele Familien ihr gesichertes Einkommen. Es war schön, so was zu
hören. Hier bei diesen Leuten war man nicht nur irgend jemand dem man
das Geld aus den Taschen zieht, hier war man wirklich herzlich
willkommen. Gegen 21.15 Uhr legte ich mich müde, aber doch glücklich, zu
Bett und schlief nach einem wirklich sehr anstrengenden Tag ein.
Fazit: Ein
Höllenritt, diese extrem lange Tour! War ganz klar ein Fehler nicht in
Hontanas zur ersten Herberge zurück zu gehen. Zu mal ich auch durch
diese lange Tour den Kontakt zu den meisten Bekannten verloren habe und
viele erst wieder in Santiago sehen durfte. Natürlich haben sich dadurch
auch wieder neue Bekanntschaften gebildet, aber die Gefährten vom
Anfang waren so immer eine Etappe hinter mir.
Man sollte nicht zu stolz sein, um auch mal ein Stück zurück zu laufen auf dem Camino!
Tipp: Auf
alle Fälle in Hontanas übernachten. Wenn man aber doch bis Castrojeriz
weiter geht, unbedingt in der Herberge Ultreia absteigen. Urige
Herberge, Abends Weinprobe und sehr nette Leute. Schlafsaal etwas eng,
aber es geht gut.
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