Tag 13

Datum: Sonntag, 03. Mai 2015
Strecke:  von Burgos nach Castrojeriz
Distanz: 42 km
Gehzeit: 07:30 bis 16:30 Uhr  ca. 9 Std.
Wetter: bewölkt, leichter Regen, dann windig und starker Regen,
Allgemein: sehr, sehr lange Etappe, jedoch wenig Höhenmeter zu bewältigen.

Um 7:00 Uhr war die Nacht vorbei. Wir wurden durch Alicias (Herbergsmutter) Gitarrenspiel geweckt. Man lag in seinem Bett und lauschte den Klängen und zum Abschluß wurde auf sämtlichen Sprachen ein Guter Morgen gewünscht. Herrlich! Der Tag fing gut an. 
Kurz frisch gemacht, Rucksack gepackt, eine herzliche Verabschiedung und los gings. Gegen 7:30 Uhr stand ich vor der Herberge, nahm diesmal den richtigen Weg und stand nach 5 Minuten nochmal vor der beeindruckenden Kathetrale von Burgos. Und wen treff ich da am Sonntag Morgen? Rudolf! Wir verabschiedeten uns nochmal, wünschten uns Buen Camino, und ich zog von dannen. Vor ein paar Tagen. also im Juni 2016, hat mich Rudolf zufällig über meine Homepage gefunden und so hab ich erfahren, dass er wirklich abbrechen mußte, zurück nach Deutschland flog, aber nach fast vier Wochen wieder zurück nach Spanien kam und seinen Camino beenden konnte. Das hat mich sehr für ihn gefreut!
Leckeres Frühstück in Tardajos
So ca. 3 km geht man durch Burgos bis man die Stadt endlich hinter einem läßt. So erzählen es die meisten Pilger. Mir machte das nichts aus. Morgens um halb Acht war noch nicht so viel los, ich schaute mir im vorbei gehen die Schaufenster an, informierte mich über die Preise der Autos in Spanien und war dann doch auch froh, als ich die Stadt verlassen konnte, aber schlimm empfand ich es nicht. Jedoch lief man heute relativ lange an der Strasse entlang, bis eigentlich nach Tardajos. Dort, nach ca. 11km und über 2 Stunden Marsch wurde es Zeit für ein Frühstück. Die erste Bar im Dorf wurde angesteuert und gleich sah man bekannte Gesichter, so zum Beispiel Sepp aus Augsburg. Nach einem Cafe con Leche und einem Eier Schinken Toast ging es weiter. Noch ging es ein Stück an der Strasse entlang, bis man nach 2,4km  Rabe de las Calzadas erreichte und ab da begann sie dann: die berühmt berüchtigte MESETA. Meseta geht auf das spanische Wort mesa zurück und bedeutet so viel wie Tisch, Platte, Ebene. Und Ebene war das, was den Pilger ab hier einige Tage
Anfang der gefürchteten Meseta
begleiten sollte. Ebenen ohne Bäume, Sträucher oder sonst etwas. Nur endlose Kilometer lange, zum Teil sehr gerade, Wege. Unterwegs traf ich Andrew, mit dem ich bis nach Hornillos del Camino lief. Andrew wollte dort bleiben, aber das war mir noch zu bald. Es war erst um die Mittagszeit und ich wollte noch 11 km drauf packen und nach Hontanas weiter ziehen. Leichter Regen hatte eingesetzt und es wurde windig, aber es war zum aushalten. Der Regen lies wieder nach und unterwegs traf ich abermals Sepp mit seiner jungen Begleiterin. Ein kurzes Gespräch, aber ich wollte das Päärchen nicht stören und so machte ich mich schnell von dannen. Der Weg zog sich jetzt doch und Hontanas liegt in einer Senke. Ich dachte immer jetzt muss ich doch bald da sein, aber man sah nichts von dem Dorf. Erst als ich ca. 300m vor dem Ortseingang war, sah ich die ersten Dächer. Na endlich! Die erste Herberge gleich am Ortseingang machte einen guten Eindruck, aber man lernt ja. Und so weiß man mit der Zeit, dass in der ersten Herberge gleich die meisten Pilger bleiben. So wieso ist es besser in der Ortsmitte zu sein, wenn man Abends noch was erleben oder nur Essen gehen will. Also ging ich weiter. In der Ortsmitte saß vor einer Herberge mit einem Bier in der Hand mein Tiroler Freund Jürgen. Rucksack runter, Bier geholt und geplaudert. Da er hier übernachtete, meinte ich, dass ich auch hier bleibe, aber Jürgen sagte mir, dass alles schon belgt war. Ok, ich trank mein Bier aus, sagte bis später und machte mich auf die Suche nach einem Quartier. Kurz darauf fand ich eine Herberge, aber auch da das selbe: Completo! Voll! Na bravo. Also weiter. Ich schaute kurz in die öffentliche Herberge, aber nein danke. Ein dunkles Loch, so hatte ich den Eindruck. Da wollte ich nicht bleiben. Zurück zu der Herberge am Ortseingang wollte ich auch nicht mehr. Man läuft doch nicht zurück! Also kurz in den Führer geschaut, ok, in der Ruine vom Kloster San Anton in 6km kann man auch übernachten. Also weiter!
Freude sieht anders aus!
Zu Bedenken war nur, dass ich schon 32km in den Beinen hatte, aber man ist ja zäh. Kurz nachdem ich Hontanas verlassen hate, fing es auch noch an zu regnen. Klasse. Heut war nicht mein Tag. Also Poncho raus. Leider fing es auch noch furchtbar an zu winden und ich bekam dieses Teil einfach nicht über meinen Kopf und Rucksack. Zweimal, dreimal, es klappte nicht! Nass war ich auch schon, aber es wurde auch noch kalt, also wieder versucht! Niemand weit und breit, der mir helfen konnte. Also, wenn mich einer sah, der hat sich bestimmt köstlich amüsiert. Mein Fluchen wurde lauter, aber es war ja niemand da. Endlich schaffte ich es irgendwie. Nass und Schweiß gebadet ging es weiter. Nach
Ruine Kloster San Anton
1,5 Std kam ich beim Kloster an. Na ja, Kloster. Wirkich eine Ruine! Und nachdem ich im Führer nochmal nach gelesen hatte und dort stand, dass es bei Regen herein regnen könne und es nur kaltes Wasser gibt, war das auch keine Lösung für mich. Also weiter ins 4km entfernte Castrojeriz. Jetzt lief man wieder an der Strasse entlang. Auf dem Asphalt brannten die Fußsohlen und ich war froh als ich endlich am Ortsschild ankam.
Kurz vor Castrojeriz
Ich machte eine kurze Pause, gönnte mir eine leckere Orange und machte mich auch hier wieder auf die Suche nach einem Quartier. In der Herberge Ultreia bekam ich ein Bett. Ich war richtig platt, aber nach einer heißen Dusche sah die Welt gleich wieder anders aus. Zu meiner Freude übernachteten auch Ana und Mikkel hier. Nach einem gemeinsamen Abendessen unter einer alten Weinpresse, den dazu passenden Erläuterungen des Herbergsvaters, ging es in den darunter liegenden Keller zur Weinprobe.    
Ein toller Hospitalero
Bei der Weinprobe
Es wurde noch ein netter Abend und der Hospitalero brachte uns mit seinen Anekdoten das ein oder andere Mal herzhaft zum lachen. Doch am beeindruckensten war für mich, wie der Hospitalero sich zum Schluß bei uns Pilgern bedankte. Ja, er bedankte sich bei uns, da wir es seien, die diese Region am Leben erhielten. Nur durch die vielen Pilger hatten hier viele Familien ihr gesichertes Einkommen. Es war schön, so was zu hören. Hier bei diesen Leuten war man nicht nur irgend jemand dem man das Geld aus den Taschen zieht, hier war man wirklich herzlich willkommen. Gegen 21.15 Uhr legte ich mich müde, aber doch glücklich, zu Bett und schlief nach einem wirklich sehr anstrengenden Tag ein.

Fazit: Ein Höllenritt, diese extrem lange Tour! War ganz klar ein Fehler nicht in Hontanas zur ersten Herberge zurück zu gehen. Zu mal ich auch durch diese lange Tour den Kontakt zu den meisten Bekannten verloren habe und viele erst wieder in Santiago sehen durfte. Natürlich haben sich dadurch auch wieder neue Bekanntschaften gebildet, aber die Gefährten vom Anfang waren so immer eine Etappe hinter mir.
Man sollte nicht zu stolz sein, um auch mal ein Stück zurück zu laufen auf dem Camino!

Tipp: Auf alle Fälle in Hontanas übernachten. Wenn man aber doch bis Castrojeriz weiter geht, unbedingt in der Herberge Ultreia absteigen. Urige Herberge, Abends Weinprobe und sehr nette Leute. Schlafsaal etwas eng, aber es geht gut.

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