Tag 28

Datum: Montag, 18. Mai 2015
Strecke:  von Gonzar nach Melide
Distanz: 32 km
Gehzeit: 06:45 bis 14:45 Uhr
Wetter: bewölkt, später wieder sonnig und angenehm
Allgemein: Weg heute unspektakulär

Um 6:15 Uhr aufstehen und sich den mürrischen Blicken der älteren Pilgerin stellen. Um 6.45 Uhr geht´s wie gestern schon im Nebel los. Leider heute ohne Sonnenschein. Anfangs abseits der Strasse kehrt man doch bald wieder auf sie zurück und erreicht nach knappen 4 km Hospital da Cruz. Dort kehrten Micha und ich in einer Bar ein und frühstückten ein schönes Eieromelett. Weiter geht es meist auf Schotterpisten durch mehrere kleinere Ortschaften, bis man Palas de Rei erreicht. Dort treffen wir kurz auf Wolfgang 2, der sich aber gerade als wir eine Bar suchen, schon wieder auf den Weiterweg macht. Wir haben jetzt aber Hunger und gönnen uns zum zweiten Frühstück einen großen Hamburger. Danach treffen wir unterwegs noch kurz auf Theresia und später noch auf Frank und Romy, die ja schon recht bald (siehe Tag 27) auf gebrochen waren. 
Heute treffen wir auch auf die ersten echten "Touregrinos". Menschen, die aus einem Bus aussteigen, ein Stück "pilgern" , sich einen Stempel holen und dann wieder vom Bus auf gelesen werden. Und dann, wenn man später in eine Herberge kommt, gestylt am Tisch sitzen und große Reden schwingen. Oh, Frank hatte die gefressen und gab dies auch immer wieder deutlich zu verstehen. Ich lachte über so viel Selbstbetrug der Touregrinos. Klar, auf den letzten 100km vor Santiago de Compostela waren jetzt sehr viele Pilger oder solche die sich dafür hielten, unterwegs. Denn nur, wenn man an Hand der Stempel nachweisen kann, dass man mindestens die letzten 100km gepilgert war, bekommt man auch die ersehnte Compostela. Und dafür taten dann manche Pilger alles, nur um dieses Dokument zu erhalten. Ach, mir taten diese armen Gesellen nur leid. Konnten die sich später auch so freuen, wie ich mich freuen konnte, wenn ich am Ziel war? Aber eigentlich war es mir egal. Aber mein Freund Frank konnte sich da sehr darüber aufregen.
Immer noch war der Himmel bewölkt.  Wieder kamen mehrere kleine Dörfer und in einem machten
wir nach einmal Rast und aßen einen Kuchen. Wir saßen so im Freien, beobachteten einen spanischen Kollegen des Elektrizitätswerkes und staunten nicht schlecht als plötzlich eine Frau daher gepilgert kam, die auf dem Rücken einen Rucksack und auf der Brust ein kleines Kind hatte. Wir unterhielten uns kurz und sie sagte mir , dass das Kind heute seinen ersten Geburtstag hatte. Wie weit sie schon gepilgert war  oder wie weit sie gehen wollte konnte ich nicht verstehen, aber das war voll krass. Das Kind schlief friedlich und die Mutter war voll entspannt. Na ja, die Spanier halt!
Gegen Mittag kam endlich die Sonne raus und gleich sah alles wieder viel schöner aus.  Hier sah ich auch zum ersten Mal Zitronenbäume. Endlich!
Zitronenbaum
Wie lange hatte ich auf Palmen, Orangen oder Zitronenbäume gewartet. Ich war doch in Spanien! Und dann war endlich einer da! 
Micha wollte plötzlich lieber ein Stück alleine gehen und so trennten wir uns. So legten wir das letzte Stück Richtung Melide zurück und kurz vor der Stadt trafen wir uns wieder. Ein Kilometerstein am Ortseingang zeigte uns: Noch 51km! Echt der Wahnsinn! Bald hatten wir es geschafft! 
Kurz vor Melide
Jetzt suchten wir uns aber zuerst eine Herberge für diese Nacht und wurden auch bald fündig. Wir checkten gerade ein und wer kam da die Treppe herunter: Wolfgang 2! Er regelte es, so dass wir in einem Zimmer schlafen konnten. Na das lief doch. Micha und ich gingen ins Zimmer, dann duschen und anschließend konnten wir unsere Wäsche waschen. Kurz noch Tagebuch geschrieben, dann ging dieTür auf und wer kam herein: Theresia.
So warern wir vier zusammen in einem Zimmer und hatten sogar das Glück, dass niemand mehr zu uns ins Zimmer kam. Gemeinsam gingen wir zum Abnedessen, hatten aber doch etwas Schwierigkeiten ein passendes Lokal zu finden. Dann schauten wir eben zuerst die Kirche an und suchten dann weiter. Es gab schon mehrere Lokale, aber dem einen passte das nicht, dem anderen war es dort zu schmudelig, beim dritten saßen wir schon, wurden aber nicht bedient. So gingen wir eben in eine Pizzeria. Leider entpuppte sich das als der größte Fehler! Keiner bekam das zu Essen was er bestellt hatte. Ich den falschen Hamburger, Theresia das falsche Sandwich, Wolfgang 2 und Micha die falsche Pizza. Ok, man konnte es schon essen, aber MIcha regte sich tierisch auf und weigerte sich die Pizza zu bezahlen. Die Bedienung telefonierte, lies uns nicht aus dem Lokal, dann kamen ein paar Typen. Ich ahnte schon Schlimmeres, aber nachdem wir Micha dazu überredet hatten doch zu bezahlen, konnten wir unbeschadet das Lokal verlassen. So blieb mir Melide nicht in all zu bester Erinnerung. Irgendwie fühlte ich mich in dieser Stadt allgemein nicht wohl. Ob das wohl am erhöhten Pilgeraufkommen lag? Oder daran, dass man hier merkte, dass man hier nicht als Pilger sondern als Konsument gesehen wurde? Wir kauften uns im Supermarkt noch etwas zum Essen und vor allem zum Trinken und sezten uns dann gemütlich in unserer Herberge in den Aufenthaltsraum. Hier war es wieder nett und wir saßen noch lange bei tollen Gesprächen zusammen. Irgendwann gingen wir zu Bett und ich konnte mal wieder sehr gut schlafen.

Fazit: ab jetzt sind doch sehr viele Pilger unterwegs. Trotzdem macht es immer noch Spaß! Und das Ziel ist zum Greifen nahe!

Tipp: wenn man in Melide bleiben möchte ( ich würde beim nächsten Mal weiter gehen) ist die Herberge O Cruceiro (10€) zu empfehlen. 4er bis 12er Zimmer, WM und Trockner vorhanden, sauber.

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